Wenn der Berliner mal über seinen Tellerrand
hinausblickt, dann reist er nach jottwede (jwd = janz weit draußen).
In der Tat …
Für einen Kochkurs der besonderen Art führte
es mich sogar schon mal in die Lausitz, ins Wellnesshotel Seeschlösschen am
Senftenberger See. Chef de Cuisine des Gourmetrestaurants Sandak (Sandak ist übrigens
lausitzisch für Zander, und so heißt auch der Besitzer) ist Philipp Liebisch.
Der Berliner Koch bringt klassisch-französischen Wind mit einem Hauch von
Moderne in seine Küche. Er lehrt uns die Variation einfacher Produkte und viel
mehr Möglichkeiten sie zu verarbeiten.
Etwas Zeit sollte man investieren wenn man denn
140 km fährt, den ganzen Tag in der Küche steht, eine Landpartie unternimmt und
abends den beginnenden Sommer auf der Zunge zu spürt - nicht zu vergessen die,
üppig ausgeschenkten, begleitenden Weine genießt. Es gibt Schlimmeres als sich
am darauffolgenden Morgen in der Lausitztherme zu räkeln. Aber zurück:
Ich habe natürlich, wie so häufig, der Tante
im Navi keinen Glauben geschenkt und komme mit einem akademischen Viertelstündchen
Verspätung zum sehr herzlichen Empfang im Hotel an. P. Liebisch macht uns Kochkursteilnehmern
der Kochakademie des Tagesspiegel
mehr als nur neugierig. In seiner Küche erwarten uns ausgesprochen „lecker
Häppchen“.
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Ente / Gurkensuppe |
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Hummer |
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Pilze |
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Mille feuille |
Bewaffnet mit Schürze, Stift und
Rezeptvorlagen geht es (noch) frisch ans Werk. Wir erlernen die Kunst eine
Basis aus regionalen Gemüsen, wie Spargel, dicken Bohnen oder Mais, für Suppen,
Saucen und Mousse herzustellen - kochen Zunge und blanchieren Bries.
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Lammzunge |
Wir verkosten
verschiedene Sorten Essig und diverse Gewürzvariationen. Das Mineralwasser
fließt in Strömen – es wird warm in der Küche.
Ph. Liebisch und sein junges und sehr
kreatives Team, allen voran sein Sous-Chef verraten uns streng geheime
Küchentricks, die unser Küchenleben in Zukunft kreativ bereichern werden. Für
mich besonders interessant waren Sand von der Möhre, Esspapier und
Tapiokaperlen vom Apfel, hitzestabile Geleewürfel von der Himbeere und vieles
mehr. Er ist ein wahrhaft hochmotivierter, kreativer und dennoch bodenständiger
Küchenchef zum Anfassen. Dass er zum Meisterkoch für Brandenburg bereits 2012
nominiert wurde und von Gusto Deutschland zum „Newcomer des Jahres 2012“ gekürt
wurde sei ihm von Herzen gegönnt. Dass er kürzlich zum Brandenburger Meisterkoch 2013 nominiert wurde
freut mich besonders - viel Glück dafür im September.
Zusammen mit dem stellv. Hotelleiter R.
Scheiber und unserem liebgewonnenen Koch wurden wir dann noch etwas zickig.
„Frauen
über 40 werden entweder zur Ziege oder zur Kuh“, sagt der Volksmund
(Männer übrigens auch).
Ich habe mich schon vor Jahren für Kuh
entschieden, mein Fett-O-Pren hält mich warm und faltenarm. Es ging zum Ziegenhof am Gut Ogrosen.
Viel Landschaft, meckerige Ziegen und umfangreiche Verkostung warten bereits
auf uns Städter. Noch warme Ziegenmilch muss ich nicht haben, der Körper nahm
aber die Herausforderung an - gefolgt von Crottin (Frischkäse), Scamorza
(geräuchert), Poitou (Ziegenkäse in Asche) bis Ziegen-Camembert in mehreren Altersstufen.
Wenn am Zungengrund die Hufe scharren bin ich für meinen Teil raus aus der
Probierstunde!
Winzige Verschnaufpause und ran an die
festlich gedeckte Tafel. Unter dem Motto „Der Sommer kommt" … gab es als
Amuse bouche
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Rote Beete / dicke Bohnen
/ Olivenschaumbrot / Spargel
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1. Vorspeise
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Lachs / Sternanis / Dill
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2. Vorspeise
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Gänsestopfleber /
Maiscremesuppe / Himbeeren
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1. Hauptgang
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St. Pierre / Möhren
/ Kerbel
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2. Hauptgang
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Eifeler Ur-Lamm: Rücken Zunge Bries /dicke
Bohnen / Paprika aus dem Rauch
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Dessert
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Grüner Apfel /
Nougat / Vanille
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Sehr spät geht ein wunderbarer Tag zu Ende.
Die stille Landluft weht durchs Fenster. Ich schlafe wie in Abrahams Schoß an
einem Ort der Wein Seligkeit, viel Arbeit für die drei Scheinheiligen Magen,
Pankreas und Leber hinterlassend.
Wie immer bei solchen Veranstaltungen
gewinnt man neue Freunde und lernt viel über Land und Leute. Mein Dank gilt der
freundlichen Gastlichkeit dieses Hauses und allen seinen Mitarbeitern. Ich
ziehe mein Mützchen vor dem hoch talentierten Philipp Liebisch und seiner engagierten Kochmeute und wünsche ihm
weiterhin viel Erfolg in seiner Kochkarriere.
Seine Kochkurse kann ich allen
nur wärmstens ans Herz legen.
P.S.: Sorry für die mäßige Bildqualität beim 2. Hauptgang und beim Dessert war der Löffel leider schneller als die Linse.
Lasst euch verführen