Ich lass euch raten – wir machen was mit Tomaten.
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Cocktailtomate oder Kirschtomate (Lycopersicon
esculentum var. cerasiforme)
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Wer einen kleinen Garten hat, der pflanzt, mit an
100 prozentige Wahrscheinlichkeit grenzend, Tomaten an. Auf kleinen Beetchen,
in Eimern, Töpfen, Kästen oder Fässchen wachsen sie heran - wer ein sonniges
Plätzchen sucht, der findet es auch auf der Terrasse, dem Balkon oder sogar auf
dem Fenstersims. Am besten isst man sie direkt vom Strauch. Den Duft der
Tomaten bilden vor allem die kleinen Drüsenhaare auf den Stielen und Blättern,
deshalb ist eine selbst geerntete Tomate immer aromatischer als eine Gekaufte.
Mücken lieben diesen Duft übrigens gar nicht, Schnecken auch nicht wirklich. Wenn
einer keine rohen Tomaten mag, ja auch das gibt’s, nehmt’s dem Kollegen nicht
krumm, dann hat er möglicherweise eine Tryptamin Unverträglichkeit. Beim Kochen
zerfällt das biogene Amin und alles schmeckt wieder.
Man
haste Tomaten uff die Oogen (auf den Augen)?
ist ein beliebter Dialogstart unter Berliner Verkehrsteilnehmern.
Dieser Vergleich soll tatsächlich aus dem Straßenverkehr kommen, da mit dem Rot
der Tomate die rote Verkehrsampel assoziiert werden könnte. Manch einer sang
auch schon über anderes Gemüse, z. B.
Bohnen:
Gus Backus
Dieser Idee liegt wohl die Vorstellung zugrunde,
dass ausgelöste Bohnenkerne durch ihre Form wie Ohrenstöpsel perfekt den
Gehörgang verschließen könnten. Ich dachte bis heute immer an Prinzessbohnen und
hatte den Text nicht wirklich verstanden. (Man
Frau wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu.) Zurück zu den
Paradeisern, Liebesäpfeln oder Pomodori (ital.= Goldäpfel). Der lateinische
Name der Tomaten lautet Lycopersicon esculentum, was man mit essbarem
Wolfspfirsich übersetzen könnte. Der Grund für die Verfärbung im Wachstum von
grün nach rot liegt darin, dass das, in den Tomaten enthaltene, Chlorophyll abgebaut und dafür Lycopin gebildet wird, ein rotes Carotinoid. Sie ist ein Nachtschattengewächs. Nein, nicht Nacht und Schatten standen Pate für den Ausdruck, viel mehr sind es nach und Schaden. In unreifen, grünen Tomaten steckt das Alkaloid Tomatin.
Das bereitet Übelkeit und ist chemisch mit dem Solanin in rohen Kartoffeln
verwandt.
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Tomate (Solanum lycopersicum) |
Nun, nicht unerwähnt bleiben sollte vielleicht auch
das Pomodoro-Zeitmanagement. Es ist
dies eine Methode des Zeitmanagements, die von F. Cirillo entwickelt wurde. In
Studien zu diesem System wurde ein Kurzzeitwecker verwendet, um Arbeit in 25
Minuten Blöcke und Pausenzeiten zu unterteilen. Der Name Pomodoro stammt von
der tomatenförmigen Küchenuhr, die er bei seinen ersten Versuchen benutzte.
Nach diesem Exkurs zurück auf dem Markt:
Kunde:
Zwei Pfund Tomaten, bitte
Händler:
Das heißt jetzt Kilo!
Kunde:
Dann hätte ich gerne zwei Pfund Kilo, bitte
Nicht ungewöhnlich ist auch der Vorwurf der treulosen Tomate für unzuverlässige,
unpünktliche oder wortbrüchige Zeitgenossen – und rot wie eine Tomate wird wohl derjenige der lügt oder dem etwas
extrem peinlich ist. Der anglistische Sprachraum nennt diesen Verfärbungsvorgang
der Haut übrigens: To turn as red as a
beetroot – nix is mit Tomate!
Ursprünglich stammt die Tomate aus den Anden in Mittel-
und Südamerika. Der Seefahrt sei Dank, dass sie auf der ganzen Welt Verbreitung
fand. So verwundert es eigentlich nicht, dass auch eine segmentbildende Reisetomate gibt (ich werde mein Glück
mit ihrer Anzucht in der nächsten Saison versuchen). Die unglaubliche Sonne und
die damit verbundene Hitze ließ dieses Jahr eine reichhaltige Ernte diverser
Tomatensorten zu. Klassischer Tomatensalat mit Zwiebelchen, Insalata Caprese, Tomatensaft,
Tomatensuppe (mit einem Schlückchen Gin) und natürlich die Tomatenstulle nimmt
der Körper als Nahrung ja gerne an.
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Insalata caprese |
À propos Caprese, dazu gehört mal ganz
abgesehen vom Büffelmozzarella definitiv auch das Königskraut Basilikum. Der
Name Basilikum leitet sich aus dem Griechischen ab und heißt so viel wie
königliche Heilpflanze. Es hilft bei Völlegefühl, Blähungen, regt den Appetit an,
ist verdauungsfördernd und harntreibend. Ganz besonders aromatisch ist
eindeutig mein Favorit, die ausgesprochen robuste Sorte des Griechisches
Buschbasilikums (Ocimum basilicum minimum).
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Griechisches Basilikum (Ocimum basilicum 'Minette') |
Mit ihren bizarren Lippenblüten
lassen sich Speisen auch optisch mächtig aufpeppen. Es kann in etwas kühleren
Räumen auf der Fensterbank überwintern, sagt man – ich werde es versuchen.
Vermutlich rege ich mich wöchentlich mehrmals über die abfallenden
vertrockneten mäuseöhrchenförmigen Blätter auf. Wer keine Arbeit hat, der macht
sich eben welche.
Angeregt durch französische Kochfreunde, die ja mit
so gut wie allem ihre Tarte belegen,
entstand nun auch in meiner Küchenwerkstatt mal eine Tarte aux Tomates.
Warm
oder kalt genossen verzückt sie die Zunge und den Gaumen allemal.
Hier nun das Rezept:
Tarte aux Tomates von Doc.Eva
Zutaten
1 Pck. Blätterteig, der Gute mit Butter
6 Stck Tomaten
1 El Dijonsenf
4 Sch Bergkäse
4 St Buschbasilikum,
griechisches
1 El Zucker,
braun
Fleur
de Sel
Pfeffer, schwarz
Zubereitung
Den Backofen auf 180°C (Heißluft 160°C) vorheizen.
Eine flache Form mit dem Blätterteig auslegen, mit einer Gabel mehrfach
einstechen. Den Teig mit Senf bestreichen. 15 Min. im Backofen aufgehen lassen.
Die Käsescheiben auf den Teig legen. Die Tomaten in
Scheiben schneiden und den vorgebackenen Teig damit belegen, Zuckern, salzen und
pfeffern.
Im Backofen ca. weitere 15 Min. backen. Der Rand
sollte knusprig sein.
Anrichten
Die Mäuseöhrchen förmigen Basilikumblättchen
abzupfen und frisch auf die Tarte streuen – sie vertragen keine Hitze.
Lasst’s euch schmecken.