… mit Wind in den Haaren, Sand an
den Füßen und Salz auf der Haut macht es sich bekanntlich gut Urlaub. Auf
Fuerteventura (kurz Fuerte), eine
der Kanarischen Inseln, geht fast alles: Baden, Beachvolleyball spielen,
Bike Tours & Trail unternehmen, Buggy-Touren buchen, Kiten z.B. in der ‚Drachenfamilie
von Fuerteventura‘, Golfen, am Strand laufen, Reiten, Schwimmen, Segeln,
Surfen, Tauchen, Tennis spielen, Wellenreiten und vieles, vieles mehr.
Mit zwanzig Jahren wünscht man sich alles, und nichts spricht dagegen,
auf alles zu hoffen. Mit dreißig glaubt man noch, dass man es erreichen wird.
Mit vierzig ist es zu spät. Nicht dass man selber älter geworden wäre, nein,
die Hoffnung in einem ist alt geworden.
Benoîte Groult (Salz
auf unserer Haut)
Das mag für einiges zutreffen,
aber sicher nicht fürs Kochen. Was liegt für eine Hobbyköchin
Essverliebte näher, als auch auf Reisen einen Kochkurs zu besuchen, entspannter kann die Atmosphäre nicht sein.
Allein Die Vorfreude auf Gleichgesinnte zu treffen, Neues dazuzulernen,
Bekanntes zu vertiefen und dazu die frischen und besonderen Zutaten lassen auf
wahres Essglück hoffen.
Große Tiere werfen ihre Schatten voraus:
Riesengarnelen, Gambas, Riesendorade, Rindsfilet, und Lammracks.
Der Küchenchef
Tino Schlögl hatte sich im Vorfeld
schon mal mächtig Gedanken gemacht. Beim Studium der Menükarte verdrehten wir
knapp zwei Handvoll Kochlustige schon mal kräftig die Augen.
Eine Jakobsmuschel und eine Riesengarnele schwimmen in Kokosmilch und
Kräutern
Spanisch-Asiatische Freundschaft unter Palmen
Zwei Fuerteventura Fischfreunde schwimmen in gelbem Pernod umgeben von
schwarzem Risotto
Ein Lämmlein und ein Rindlein reiten gemeinsam auf einem
Knollensellerie durch den Kräutergarten
Der Abschied a la Banana Joe
Gebratene Banane mit Zimt und Rum wandeln beschwipst auf einer Kugel
Vanilleeis herum
Keine oder lange Haare,
Ziegenbärte, Tätowierungen, Kapuzenjacken, T-Shirts mit Totenköpfen, einen
Drachen auf dem Rücken, Namen auf dem Arm, das Herz auf der Brust – so sehen
sie aus, die rockigen Köche mit ihren Tattoos und flesh tunnels. Für
Schicki-Schnickschnack haben die saucoolen (sorry ich vergaß: gepiercten)
Burschen nichts übrig – auf den Geschmack kommt es an! Deutschlands junge wilde
Köche polarisieren auf ihre Art. Es sind engagierter Köche, die zeigen, wie
geil Kochen eigentlich geht. Mit Leidenschaft, Spaß, ohne Regeln aber mit ganz
viel Respekt. Engagement, Passion und Einsatzbereitschaft tragen sie im Prinzip
in ihren Herzen tätowiert! So auch Tino.
Ja, in der Küche duzt man sich!
Die Location und der Warenkorb
sind kanarisch, der Koch ist deutsch, seine Schüler auf Zeit auch. Kurze
Einführung und gegenseitige Vorstellung und los geht’s – an die Töpfe, fertig,
los: Die prächtigen Riesengarnelen werden geschält. Das Gemüse wird
küchenfertig geschnibbelt. Der unglaublich frisch geangelte Fisch wird zerlegt.
Da schreie ich natürlich sofort HIER,
oft hat man die Gelegenheit dazu zu Hause ja nicht. Das Fleisch wird pariert.
Schritt für Schritt bereiten wir nun zusammen die einzelnen Gänge zu. Mach
einer ist beherzt dabei, manch einer zurückhaltend und andere schauen
interessiert zu, jeder nach seiner Façon. Küchenwein wird serviert. Die
Stimmung ist prächtig … es duftet. Die Outdoorküche, die südlich Sonne und die Urlaubsstimmung
machen den Tag perfekt. Davon kann man auch noch nach dem Urlaub noch zehren.
ob's stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag!
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Cäsar Flaischlen
(1864 - 1920)
Intoniert wurden diese Zeilen
übrigens von Christian Klusacek, alias ChrisRoberts, einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schlagersänger in der
ersten Hälfte der 1970er-Jahre. Wer Musik liebt, der kommt auch um den
deutschen Schlager nicht herum. Man muss ihn ja nicht lieben, aber er gehört
zur Musikgeschichte dazu, genauso wie hochfrisierte Elektrobeats, handmade
Folkpop, Hip Hop, Dubstep, Techno, Rap oder Trap, ebenso vielleicht wie
Reggae, Wave und Trance, Rock und Funk, Country und Western nicht zu vergessen.
Aus der Hüttengaudi- oder Après-Ski-Musikszene sind Schlager nicht mehr
wegzudenken. Motto Partys gibt’s übrigens auch unter südlicher Sonne!
Abgerundet wurde dieses prächtige
DIY (do it yourself) fünf Gänge Menü übrigens mit einem Café cortado canario,
einer Kanarischen Kaffeespezialität bestehend aus einem kleinen, sehr starken
Espresso, der mit gesüßter Milch (Dulce de Leche) „verschnitten“ (span.
cortado) und verfeinert mit Ron Miel serviert wird.
Nicht nehmen ließ ich mir
natürlich einen Rundgang durch die Küche. Ich sah ganz wenig Convenience, dafür
aber sehr viel marktfrische Zutaten. Dass ein Küchenchef eines großen Hotels
nicht mehr wirklich viel Zeit am Herd verbringt ist involvierten
Kochenthusiasten hinlänglich bekannt. Umso mehr Herzblut fließt an
Kochkurstagen durch Köchleins Adern. Da sah man das Blitzen und die
Leidenschaft in den Augen fühlte die Liebe zum Kochen. Mein sehr herzlicher
Dank geht an Tino Schlögl mit seiner Crew vom Robinson Club Jandia Playa auf
Fuerteventura für den wundervollen Tag, die zahlreichen Tipps und die
professionell und doch liebevolle Leitung dieses Kochkurses.