Sie sind nicht dreistellig und sie sind gerade. Ja, mein zweiter und letzter Beitrag zum Aufruf von Arthurs Tochter „Jeden Tag ein Buch“ beinhaltet nämlich
gleich 16 Bücher. Es handelt sich um eine ganze Serie: Internationale Speisekarte von TIME LIFE aus den 70er Jahren des letzten
Jahrhunderts. Alle mir bekannten Ausgaben sind auf ihre Art zauberhaft.
Beim Blättern und Lesen glaubt man fast man wäre
jeweils vor Ort. Sie leisten das, was nicht mal ein filmischer Reisebericht
leisten kann – sie wecken nämlich auch die Fantasie und die Sehnsucht nach der
Ferne. Schon in der Antike, im alten Rom und in Griechenland, war eine Art
Tourismus bekannt, man fuhr nämlich zu sportlichen Wettkämpfen oder auch in
Bäder, zur Erbauung. Gasthöfe und Herbergen gab es bereits im Mittelalter. Um
ihre Sehnsucht nach dem Unendlichen zu stillen reisten ab dem 19. Jahrhundert
sogar die etwas einfacheren Bevölkerungsschichten. Mit der Einführung des
Jahresurlaubs für Arbeitnehmer in Deutschland 1963 war der Massentourismus mit allen Vor- und
Nachteilen geboren. Ganz selbstverständlich isst man inzwischen Burger und
Chinapfanne, Döner und Pizza. Man trinkt Ouzo und Grappa, Linie und Sake. Wer
kannte vor einem halben Jahrhundert Aceto balsamico oder Feta, wer Sushi oder
etwa Biltong. Kräuter und Gewürze wie z.B. Tonkabohne, Szezuanpfeffer oder
Zitronengras haben Einzug in unsere Crossover Küche gehalten. Das bedeutet
fusion food ohne Einschränkungen. Heute ist das für die Meisten ganz normal.
Zurück auf Anfang, sagt man beim Film! Mein
langjähriger Freund A. schenkte mir meinen ersten Band aus dieser Reihe, Die Küche des vorderen Orient.
Aber wie
das Leben so spielt, Freundschaften halten nicht ewig. Ein würdiger Nachfolger
war F. Der schenkte mir, er hatte gut zugehört, Die klassische französische Küche. Dessen Nachfolger bescherte mir Die Küche im Wiener Kaiserreich. Nun wir
lebten in den wilden Siebzigern:
Wer
zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.
Oder, wer eine feste
Beziehung eingeht, also nicht dem damaligen Ideal der freien Liebe anhängt,
gehört zu den etablierten Spießbürgern.
Und so folgten Die Küche in Italien, Die Küche in Frankreichs Provinzen, u.s.w.,
man muss nur seine Wünsche nachhaltig formulieren und darauf hoffen, dass sie
Gehör finden.
Wie formulierte mein früherer Lateinpauker, Herr V. so treffend:
Man muss nicht ein ganzes Fass Wein leeren um zu wissen wie der Wein schmeckt,
es reicht ein Glas. Das sagte er nachdem ich DREI aufgegebene Vokabeln nicht wusste
und er mir dies mit einer Sechs quittierte. Mein großes Latrinum Latinum
konnte er allerdings nicht verhindern!
Im Fall der TIME LIFE Kochbuchserie stimmt das mal so gar nicht. Jedes für sich
ist absolut lesenswert, wobei mich im Nachhinein natürlich auch die Widmungen
berühren: Für mein Häslein, meine große Liebe, meinen liebsten Schatz, meine
Sonne, etc..
Ich wüsste sehr wahrscheinlich bis heute nicht warum der Imam in
Ohnmacht gefallen ist. Imam Bayildi (türk. = Der Imam war entzückt), aber
warum? War das viele Öl in der Rezeptur zu teuer, oder hat ihn schlicht der
Geschmack des Gerichts umgehauen. Dieser und viele, viele andere Hintergründe
beleuchtet jeder einzelne Band von die Internationale
Speisekarte von TIME LIFE. Einige Bände habe ich natürlich auch im
literarischen Antiquariat dazu gekauft.
Mein Blick schweift über meine
Kochbuchsammlung.
I love Kochbücher. Für mich sind sie Nachtlektüre,
Abschaltautomatik oder Traumreisen. Ich koche selten nach Rezepten anderer.
Aber wenn, dann greife ich immer wieder gerne zu den spiralgebundenen
Kompendien, die jedem Exemplar beiliegen.
Kein überflüssiger Kochbuchhalter,
kein Verblättern der Seiten, schlicht, praktisch und gut! Die Exemplare meiner lustvollen
Begierde datieren 40 (VIERZIG) zurück,
aktuell bleiben sie dennoch!