Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
deutet ja eigentlich an, dass ein
Kind Eigenschaften und Verhaltensweisen von den Eltern übernimmt. Kann man das
auch in die Küche übertragen? z.B. Obst einzuwecken oder zu konservieren? Das
stimmt bei einer Stadtgöre, wie mir, nicht zwangsläufig. Was in Opas winzigem
Schrebergarten heranwuchs wurde ziemlich zügig verputzt, da blieb nix übrig zum
Konservieren.
Na und Eva und Apfel spricht ja per se schon für sich,
vergl. 1. Buch Mose, auch Genesis genannt, der Sündenfall.
Zurück auf Anfang: Um meine allerliebste
Tante R. in der Oberlausitz in der ehemaligen DDR - wir Wessis sprachen selbstredend
von der SBZ (Sowjetisch Besetzte Zone) vor der Wende zu besuchen, musste man als
Wessi ja DM 25 p.d. Zwangsumtausch Eintrittsgeld bezahlen. Hochgerechnet
für eine Woche – da kam schon ein Sümmchen zusammen zum Shopping. Aber was:
Großes Fragezeichen – die Ausfuhrbestimmungen ließen nicht wirklich viel zu.
Ich verdingte mich immer schon
gerne in Eisenwarengeschäften resp. Haushaltswarenläden. Meine eigenwilligen Sammlung
an Hammern, Schraubendrehern und Hobeln war für viele meiner Freunde
unverständlich, ich hingegen war drauf und dran ihnen auch noch einzeln Namen zu
geben. Bezaubernde hölzerne Vogelhäuschen und schlichte Zinkeimer hatte ich
auch noch im Repertoire. Gerne setzte ich meinen Fuß auch über die knarzende Schwelle
des Bücherladens am Zittauer Marktplatz. Rechts das, inzwischen
widerhergestellte Rathaus mit seinem repräsentativen Bürgersaal und linker Hand
mit Blick über den, in Quadrate aufgeteilte grob gepflasterten weitläufigen
Platz, der Rolandbrunnen (Marsbrunnen) von 1585, ein Symbol für die
Handelsstadt Zittau und dann direkt geradeaus.
Zum Aushängeschild eines jeden
Studenten gehörte in den 70ern natürlich Das Kapital von Karl Marx in drei Bänden. Es zierte auch mein Bücherregal! Diverse
Kunst- und Gartenbücher hatten es auch bereits über die Grenze in den Westen
geschafft. Am meisten aber liebe ich eine besondere Trophäe: Das Buch Natürlich konservieren von K. Puhony aus dem Artia Verlag Prag von
1984. Es hat mein Leben nachhaltig verändert, was Marx übrigens nicht gelungen
ist. Das Buch beschreibt auf sehr einfache und anschauliche Weise Methoden der Wärmesterilisation,
das Konservieren durch Einzuckern, durch Einsalzen oder durch Alkohol oder
Milchsäure, das Trocknen, Räuchern und Pökeln.
Der erste Satz im Vorwort lautet:
Es ist interessant, dass sich gerade in unserer hektischen Zeit immer mehr
Menschen um eine Rückkehr zu einer natürlichen Lebensweise bemühen -
geschrieben vor ca. 30 Jahren und aktueller denn je!
Über den Apfel wird
berichtet, dass er, vorzeitig geerntet, auch bei längerer Lagerung keinen
ausgeprägten Geschmack erzielen kann. Was nun wenn die Sorte, egal in welchem
Reifezustand, immer nur nach saurer Kohlrübe schmeckt? Baum fällen und
entsorgen? Nein dazu blüht er zu schön.
Im Buch Natürlich konservieren kann man lernen zu Entsaften, Gelees und
Konfitüre zuzubereiten, Likör anzusetzen etc. und backen und kochen geht ja
immer. Beim Kochen verwende ich den Geschmacksarmen als Gemüse, z. B. mit Lauch
oder Zwiebeln. In der Back- oder Auflaufform braucht er Geschmacksverstärker,
wie Zimt, Nelken, Vanille, Ingwer oder Anis.
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Apfelkonfitüre |
Und was lehrt einen das Leben –
die hässlichsten Strümpfe wollen nicht kaputt gehen, oder der langweiligste
Apfelbaum trägt am Unermüdlichsten. Der Apfel kommt demzufolge in die Flasche,
als Saft, natürlich auch aromatisiert oder als Likör. Aber was, wenn einem der
hohe Pektingehalt ein Schnippchen schlägt? Pektin
ist ein Polysaccharid, das in den
Zellwänden von Pflanzen und Früchten vorkommt. Es wird zum Beispiel bei der
Herstellung von Konfitüre als Geliermittel verwendet. Man muss mit Pektinase gegensteuern. Hier handelt es
sich um ein Enzym, das aus Pilzen gewonnen wird und Pektin auflöst. Es mutet
schon komisch an, wenn aus der Flasche nur Glibber rausdröbbelt. Versuch macht
eben doch kluch!
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Apfelsaft |
Versuch macht klug, sagte der Teufel und setzte sich in die heiße Bratpfanne.
(Sprichwort)
Was für Fahne … Bratfahne
(viele Grüße aus Kalau)
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Innenseite |
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Vorderseite |
Genaue Rezeptangaben sucht man
vergeblich, dafür Inspirationen zum Verarbeiten von Obst, Gemüse, Fisch oder
Fleisch ohne Ende. Das besprochen Buch hat natürlich keine ISBN, allerdings gibt’s
es vielfältige Möglichkeiten es im Antiquariat oder auf Online-Börsen zu
ergattern. Für mich ist es Duden, Bibel und Lehrbuch in einem. Ich kann es
allen Liebhabern guten Essens nur empfehlen.
K. Puhony
Natürlich konservieren
Prag Artia 1984, Pappband, gebunden 220 x 160 mm, 224 Seiten mit
farbigen Abbildungen