Nein natürlich nicht mir, sondern
meinem Fleischstück auf dem Teller. Sechs Stunden rockte die Küche … und ich
war dabei!
Die Kochbox by Kitchen Rebellion Eventcatering GmbH ist für verrückte,
rebellische und unkonventionelle Kochpraktiken unter Köchen und Hobbyköchen weit
über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Am Food-Tattoo-Event in der Kochbox wurde praktiziert, was man alles
aus Gemüse, Fleisch und Co. zaubern kann. Das Team bemüht sich mit kreativem
Tenor traditionelle Küche mit innovativer und moderner Küche zu verflechten. Frei
nach ihrem Motto „Rock ‘n Roll in Töpfen
und Pfannen“ setzen sie ihre eigenen Maßstäbe, übrigens mit passender Musik
unterlegt. Mir persönlich hatte sie ruhig lauter und härter rüber kommen können,
aber Kommerz ist ja immer auch mit Anpassung und Zugeständnissen gepaart, jeder
Selbstdarsteller, äh Selbstständige weiß davon ein Liedchen zu trällern.
Aber zurück auf Anfang:
Pünktlichkeit ist eine Zier,
doch weiter kommt man ohne ihr.
Volksmund
Lockerheit in der Freizeit hat ja
WAS, aber wenn man denn schon einen Kochkurs bucht und der auch noch mitten in
der Hauptstadt stattfindet, so wäre es mein Wunsch, dass die Gäste sich auch an
den Starttermin halten! Das Zuspätkommen empfinde ich persönlich nicht nur als unhöflich sondern den Gastgebern gegenüber auch in hohem Maße respektlos. So wartete
man bei freundlich und üppig servierten Getränken auf das Startsignal – das eine
oder andere Häppchen hätte dem leeren Magen da sicher gut getan.
Die Brühe für das Chicken-Teriyaki-Schwarzbier mit
Sesamschaum (1.Gang) war glücklicherweise längst am köcheln, Galgant, Zitronengras
und Schwarzbier etc. kamen noch dazu. Im Bierseidel würde das würzige,
mouthburnig Gesöff zusätzlich mit Sesamschaum getoppt - eine köstliche Idee,
unkonventionell serviert.
Der zweite Gang, Lachs-Kartoffel-Krokette
mit Petersilienpesto und Tomatenschlotz war recht arbeitsintensiv: Kartoffeln schälen ausstanzen und braten.
Lachs farcieren und pochieren, Cocktailtomaten halbieren, marinieren und
köcheln, Petersilienpesto herstellen. Lachs-Kartoffel-Krokette basteln,
panieren und frittieren. Zum Glück war der Starterdrink nicht nur ein Shooter sondern
ein Humpen, denn zum Verkosten taugen rohe Kartoffeln und rohe Lachsfarce nicht
wirklich. Der fertige, sehr hübsch anzusehende Gang erfüllte dann den
Sättigungsbedarf aufs Gänzlichste, unkonventionell und schmackhaft.
Gang drei, tätowiertes Kalbsmäusle mit Gemüse Bouquet
„23 Karat“ xxx, sollte das Highlight
des Abends werden. Und so tätowierte ich mein Kalb mit einer richtigen
Tattoonadel, übrigens mit Hilfe von Sepiatinte. Inspiriert durch das Teufelchen
von César Manrique, das einem auf Schritt und Tritt auf der Kanareninsel
Lanzarote begleitet, bannte ich eben diesen in sehr abgespeckter Form und sehr frei interpretiert auf das
bereits, im Niedertemperatur gegarte, Fleischteil.
Bei dem Sößchen wurde wirklich
absolut alles gegeben! Die Grandjus aus Knochen, Parüren und Mirepoix, nein
nicht Mürpa, sowie Tomatenmark und Rotwein blubbert beruhigend über den ganzen
Zeitraum in einem großen Topf vor sich hin bevor sie via Abschmecken zum Hochgenuss
mutierte. 50 Gramm dunkle Schokolade machten sie perfekt. Das Gemüse Bouquet dazu
bestand aus einem Kohlrabi Körbchen, mit Rote Beete Kartoffelstampf tournierter
Möhre und Zucchini, Brokkoliröschen und gelber Tomate. Goldstaub
verhalf ihm ins „23 Karat“ xxx Niveau.
Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei
Stephan Remmler
Das Dessert las sich zunächst mal
recht experimentell: Cookies & Cream
Mortadella mit Himbeereis – einfach genial! Die Stücke in der Mortadella
bestanden aus Schoko Cookies und einer vorab gelierter Pannacottaart. Die Basis
gelierte dann erst nachdem der Mix im Wurstsack abgedreht wurde – sensationell.
Himbeereis aus TK Mark, opoeng, oh, aux point, gab den nötigen Säurekontrast.
In geselliger Runde wurde step
by step das selbst zubereitete Menü im barock angehauchten Speisesaal mit Haut
und Haaren verputzt. Kritik schlummerte in den Gesprächen der Gäste, dem Einen
war‘s zu rockig, dem Anderen zu leise, über- oder unterwürzt oder das Gemüse zu
sehr al dente, na ja, chacun à son goût.
Warum besuche ich eigentlich immer
wieder Kochkurse?
Es
macht Spaß,
Man
lernt oftmals nette Leute kennen und
Frau
wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu!
Mein Dank geht an das professionelle Team der Koch Box für
die wertvollen Tipps und Inspirationen und den köstlichen und unterhaltsamen
Abend – good luck 4 u all!