Will man mal wieder einen
Kochkurs der Oberklasse besuchen, so empfiehlt sich zunächst einmal das Studium
der Menükarte: Sashimi vom Zander mit Rhabarber, Basilikum und Zitrone / Jakobsmuscheln
mit Roskoff Zwiebeln, Erbsen und Pancetta / Salzwiesenlamm mit Getreide,
Sauerklee und Barbecue Jus / Tanqueray Ten mit Wacholder, Gurke und Himbeere.
Wie macht sich Zander wohl roh? Was ist mit Zitronenpüree in der Vorspeise gemeint?
Was versteckt sich hinter Roskoff
Zwiebeln? Getreide? Tanqueray Ten? und Gurke zum Nachtisch? Lauter kleine Rätsel, die mich sehr neugierig machten.
Mein Ziel war kürzlich also der der Golf-und Land-Club Berlin Wannsee. Er bietet einen exklusiven Rahmen für die
Pflege gesellschaftlicher und geschäftlicher Kontakte und lädt in der Metropole
Berlin zu Begegnungen in angenehmer Country Club Atmosphäre ein, sagt der
Internetauftritt (eigentlich so gar nicht meine Liga). In der Küche allerdings
fühle ich mich immer und überall gut aufgehoben, so auch im Reich von Chefkoch Björn Swanson und seiner Crew, dem
Küchenchef der örtlichen Restauration DEPU. Begrüßt wurden wir zwei Hand voll
Schützlinge mit einem fruchtigen Litschi Cocktail und dazu gab es
Möhrensüppchen und Brotchips mit Lachs und Litschi - sehr fein dieses Trio.
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Litschi Cocktail |
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Möhrensüppchen / Petersilienöl |
Die Neugier wuchs zusehends.
Frisch gebadet und gewickelt – nein, beschürzt, entuhrt und entringt und mit
gewaschenen Pfötchen ging es an die Arbeit. Das gleiche Spiel, wie immer (Mise
en Place) Erbsen puhlen, Pfefferlingelchen putzen, Zwiebeln schälen,
Kräuter verlesen … und Berge von Jakobsmuscheln auslösen, große Fische und
ganze Lammrücken zerlegen (mein zweitgrößtes Vergnügen, natürlich NACH Zwiebeln
würfeln und Eischnee händisch aufschlagen, naja und Granitéschaben in der
Kühlung).
Die Betreuung durch die Restaurantleitung und die Küchenmannschaft
mit ihrem Chefkoch waren exzellent und höchst professionell. Danke nochmal an
den Chefpâtissier Denis Kedziora für
seine wertvollen Tipps und köstliche Dégustation.
Keine Frage blieb
unbeantwortet, schon gar nicht die, die ich mir eingangs stellte.
Zitronen ewig und drei Tage in
salzigem Zuckerwasser kochen, anschließend komplett pürieren, viel gute Butter
dazu und sparsam dosiert zur Muschel, ich esse bekanntlich keine Muscheln, also
zu Fisch reichen – eine wahre Geschmacksexplosion.
Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus!
Virginia E. Wolff
In Zukunft machen wir keine
Limonade draus – wir machen Zitronenpüree in Gedanken an die berühmten marokkanischen
Salzzitronen. Man könnte natürlich auch nach Tequila und Salz verlangen, sorry,
ich nun wieder.
Roskoff Zwiebeln, gegart, in
Condimento Essig mariniert und schließlich abgeflämmt – die Arbeit lohnt sich. Die
„Sättigungsbeilage“ Getreide bestand aus Quinoa, Amaranth und Hafer, zubereitet
ähnlich einem Risotto – köstlich. Und … Tanqueray No. Ten ist eine Gin Marke,
zart parfümiert mit der Rangpur Limette, resp. einem orangefarbenen Hybrid aus
Zitrone und Mandarine! Prozentiger herber Nachtisch mit säuerlichem Himbeergranité
und Ingwergürklein - sehr nice. Etwas
Süßes gab’s danach auch noch, Pralinchen, Küchlein etc. – köstlich.
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Pfifferlinge / Topinamburpüree |
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Sashimi
vom Zander mit Rhabarber, Basilikum und Zitrone |
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Jakobsmuscheln
mit Roskoff Zwiebeln, Erbsen und Pancetta | | |
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Salzwiesenlamm
mit Getreide, Sauerklee und Barbecue Jus |
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Tanqueray
Ten mit Wacholder, Gurke und Himbeere |
Ach, und
fast hätt ich’s vergessen, eine Weinprobe galt es auch noch zu überstehen – der
Körper nahm die Flüssigkeitszufuhr entgegen.
Ich, für meinen Teil, verspeise
den Zander lieber gegart als roh mariniert. Nein, ich lasse ihn nicht in der Pfanne
ein zweites Mal sterben. Außer vielleicht die Haut, die darf separat recht
kross ausgebraten werden – Zanderhautchips eben. Ich wählte bei meinem Rezept als
„Sättigungsbeilage“ den Roten Reis von REISHUNGER aus der Camargue in
Frankreich, der mir bei der NEXT ORGANIC 2014 in der Hauptstadt über den Weg
gelaufen ist. Seine nussige Note passte perfekt zur fruchtigen Currysauce.
Regional unterschiedlich wird ja
das Suppengrün gepackt. In Berlin kommt es mit Petersilie, Möhren, Lauch,
Knollensellerie, Petersilienwurzel daher. Davon werden klitzekleine Brunoises
untergehoben und natürlich Butter, fast wie ein Risotto, nur ohne Wein und
Käse. Mein Tipp: Auch in der Großstadt gibt es wunderschöne farbenfrohe Märkte,
die zum Obst- und Gemüseeinkauf verführen. Ein bisschen Kreativität und viel
Wasser zum Abwaschen braucht man. Die märkische Streusandbüchse hinterlässt gerne
ihre Spuren. Knirschen beim Genießen geht gar nicht. Oder:
Woran erkennt man den fröhlichen märkischen Motorradfahrer?
Am Sand in den Zahnzwischenräumen!
Hier kommt nun mein Rezept:
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Zander mit fruchtiger
Currysauce und Gemüsereis |
Zander mit fruchtiger Currysauce und Gemüsereis von Doc. Eva
Zutaten
4 Stck Zanderfilets mit Haut
1 El Butterschmalz
Currysauce
1 Be Crème fraîche
100 ml Chardonnay
100 ml Gemüsebrühe
1 Tl Zucker
1 Tl Curry,
rot, mild (Madaspice)
2 El Ananaswürfel, frisch
2 El Pfirsichwürfel, frisch
2 El Aprikosenwürfel, frisch
1 Spr Pastis
Salz
Gemüsereis
100 g Reis, rot
1 Bd Suppengrün, feinst gewürfelt
1 Tl Salz
1 El Butter
Zubereitung
Currysauce
Zucker karamellisieren und mit
Wein ablöschen, mit Brühe auffüllen, 10 Min. einkochen lassen. Crème fraîche
zufügen, weiter einkochen. Currys
und Salz hinzufügen. Früchtewürfel unterheben.
Gemüsereis
Den Naturreis in doppelter Menge
Wasser mit Salz kochen. Die Gemüsewürfel pochieren, in salzigem Eiswasser
abschrecken. Zum Ende der Garzeit Gemüsewürfel unter den Reis heben, evtl.
nachwürzen. Butter untermischen.
Den Zander auf der Hautseite in
Butterschmalz anbraten. Zum Ende der Garzeit ganz kurz wenden und nachziehen
lassen.
Anrichten
Reis im Dressierring anrichten.
Sauce auf den Teller geben, Fischfilet aufsetzen, mit Sauce dekorieren. Mit Grünzeugs und Möhrengedöns dekorieren. Salzflocken auf den Fisch geben.
Lasst’s
euch schmecken!
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Zander mit fruchtiger
Currysauce und Gemüsereis |
Ich
wünsche Herrn Chefkoch Björn Swanson
viel Erfolg auf seiner Karriereleiter, die sich jetzt bereits liest wie das
Who's Who der (Berliner) Spitzengastronomie, und weiterhin so viel ungebrochene
Kreativität und Herzblut, er hat es ganz sicher verdient und ganz herzlichen
Dank für den wunderschönen und lehrreichen Nachmittag in der Küche.