Das kennt bekanntlich jeder,
wenngleich nicht jeder sich dazu bekennt: Hunger auf Süß oder sogar Heißhunger.
Der Körper zeigt mit diesem Signal eindringlich, dass ihm lebensnotwendige
Nährstoffe fehlen, hier Zucker. Es kann aber auch ein Zeichen sein für
körperliche und psychische Erkrankungen oder hormonelle Veränderungen wie Diabetes
mellitus, Bulimie oder während der Schwangerschaft. Letzteres war bei mir vor
ca. drei Jahrzehnten der Fall.
Der Deutschen liebste Ferieninsel
ist nun einmal Sylt! Flaniert man also in Westerland auf Sylt die
Friedrichstraße entlang Richtung Strand so findet man im letzten Drittel ein
Süßwarengeschäft. In den Auslagen sprangen mir damals, ich sag mal, kleine
farbenfrohe Gebäckteilchen in die Augen und schürten mein süß-gieriges
Interesse. Gesagt, getan, hinein in den Laden:
Ich: Ich hätte gerne dieses rosafarbene Petit
Four da links in der Auslage!
Verkäuferin (VK): Was meinen Sie denn?
Ich: Na da, dieses rosafarbene Teilchen!
VK: Das ist kein Petit Four, das ist ein Dessertstückchen.
Dessertstückchen sind größer.
PETIT heißt
nämlich KLEIN.
Vielen Dank auch für die
Belehrung. Hier zeigt sich möglicherweise der Unterschied zwischen einer
Verkäuferin (VK) und einer Einzelhandelskauffrau (EHK), zwei oder drei Jahre
Ausbildung. Möglicherweise hatte die VK auch noch niemals von dem Motto „der
Kunde ist König“ gehört. Diesen Laden, resp. eine andere Filiale, habe ich nie
wieder betreten. Dienstleistung sieht, für mich zumindest, anders aus!
Zurück zum Petit Four: Es wird beschrieben als ein klassisches Feingebäck der
französischen Küche. Im Deutschen wird Petit Four häufig mit kleines Stückchen
übersetzt, tatsächlich heißt es allerdings kleiner Backofen. Der Begriff kommt nämlich
aus der Zeit der Holz- und Kohleöfen. Die Bäcker und Konditoren nutzten die
Resthitze der Öfen, nachdem die Brotproduktion abgeschlossen war, um
Kleingebäck zu backen. Dies nur en passant, sozusagen beiläufig. Was dieser
Begriff en passant jedoch beim Schach bedeutet kann bei Interesse hier
nachgelesen werden.
Ähnlich lange her ist auch meine
Begegnung mit einem Partygast, oder sagt man Gästin (?), eine Marokkanerin mit
einem Kuchen fürs Buffet im Gepäck. Der Geschmack des Gebäcks verzückte mich
förmlich. Man kennt das. Man schiebt sich etwas in den Mund, nachdem man es
ausgiebig betrachtet und beschnuppert hat und vermutet einen Geschmack, den der
Happen haben wird. Hat er eben nicht! Man grübelt und grübelt, aber hinter das
Geheimnis des Feinschliffs steigt man nicht wirklich. Heutzutage ist es für
mich eine riesengroße Herausforderung es selbst heraus zu finden. Damals habe
ich einfach gefragt.
Während man heutzutage seine
Stichworte ins Smartphone tippt, damit
man sie nicht vergisst, schrieb man sie früher auf einen Zettel.
Adolf Bäuerle (1786 –
1859)
Das lateinische Wort schedula
bedeutet Blättchen oder kleines Blatt. Schedula ist eine Verkleinerungsform des
lateinischen Wortes scheda, womit ursprünglich ein abgerissener Streifen der
Papyrusstaude gemeint war. Es existieren unterschiedliche Varianten: Handzettel,
Notizzettel, Schmierzettel, Spickzettel und viele mehr. Allen gemeinsam ist ihr
spontanes Verschwinden, wenn man sie dann sucht – übrigens völlig entgegen dem
Prinzip des Massenerhaltungsgesetzes. Dies nur en passant.
Ok, der Zettel mit dem Rezept des
Kuchens war auf nimmer Wiedersehen verschwunden. Das kleine Geheimnis blieb mir
im Gedächtnis: Ein halber Teelöffel frisch gemahlener schwarzer Pfeffer! An der
Rezeptur habe ich lange gefeilt, an der Backzeit übrigens auch.
Will man in Berlin kleine,
mittlere oder große Gebäckteile kaufen empfiehlt sich nach wie vor ein Besuch
in der oberen Etage des KaDeWe, dem Genusstempel schlecht hin. Des Weiteren
sind in der Hauptstadt unzählige feine kleine Manufakturen ansässig, man muss
sie nur suchen.
Die meisten Zutaten für meinen,
ich nenne ihn Marokkanischen Schokoladenkuchen hat man ohnehin im Vorrat, Reste
von gemahlenen Mandeln, Butter (kurz vor dem Ablaufdatum) oder Schokoladentafeln
nach dem Motto *ichkönnteichhätteichwürde*, sodass der einfachen Herstellung
auch morgens um fünf oder nachts um eins nichts entgegensteht. Vergeblich
endeten allerdings jegliche Versuche ihn aus komplett und ansehnlich aus der
Form zu lösen. Unterschiedlichste Ausstecherle, je nach Gelegenheit sollten
daher zum Einsatz kommen. Hier kommt das Rezept:
Marokkanischer Schokoladenkuchen von Doc.Eva
Zutaten
6 Stck Eier
250 g Zucker
250 g Zartbitterschokolade
250 g Butter
150 g Mandeln, gemahlen
3 El Speisestärke
1 Stck Vanilleschote, nur das Mark
½ Tl Pfeffer, schwarz, frisch gemahlen
1 Pr Salz
Zubereitung
Eier trennen. 3 Stck Eiweiß
aufschlagen. Schokolade mit Butter im Wasserbad sanft schmelzen. Resteiweiß und
Dotter mit Zucker, Vanillemark, Salz und Pfeffer zur Rose aufschlagen.
Schokoladenbutter unterheben. Mit Mandeln und Speisestärke vermengen. In eine
gebutterte flache Form geben und 10 Min. bei 200°C, mittlere Schiene, backen.
Im Kühlschrank über Nacht rasten lassen.
Anrichten
Der Kuchen geht sehr schlecht aus
der Form. Rundling oder Vierecke ausstechen und eventuell mit frischem Obst
anrichten.
Lasst’s euch schmecken!
Mit diesem Blogbeitrag nehme ich
am Dauerevent: Schatzsuche im Vorratsschrank Susanne von Magentratzerl teil.