Die erste Berlin Food Week, für mich eher
Weekend, liegt hinter mir. Es war für Profis und Freizeitköche eine Plattform
für regen Austausch.
Man traf sich u. A. im Kaufhaus Jandorf, morbide und nackt, allerdings schräg
ausgeleuchtet im Rahmen des Festivals of Lights, kam es daher – oder besser ich dahin.
Unterschiedlichste Veranstaltungen
und Workshops standen auf dem Programm.
Inhaltlich beschäftigt sich die
Themenwoche mit Genuss, betont regionaler Küche und Nachhaltigkeit. Die Berlin
Food Week versteht sich als Open-Source
Plattform. Höchste Zeit wird es unsere sogenannte Lifestyle Metropole Berlin kulinarisch
aus ihrem Dornröschen Schlaf zu holen. Ich zumindest, beobachte diesen Trend
seit mehreren Jahren – raus aus dem Currywurst und Döner Mief!
So langsam werden wir
zur Genuss Hauptstadt! Auf Streetfood
Märkten schnabuliert man außergewöhnliche Speisen, ständig eröffnet irgendein Popup Restaurant und private Supperclubs sprießen aus dem Boden wie
Tulpen im Frühjahr.
Da haste aber Schwein gehabt!
deutsche Redensart
From Nose to Tail – F. Lüske vom Biomarkt Biolüske lud ein nachhaltiger über unser Fleischessverhalten
nachzudenken. Mit den höchst kompetenten Metzgermeistern, M. Boeck und B.
Jacobi vom LandWert Hof Stahlbrode zeigte
er wie das Schwein zerlegt wird, und abschnittsweise in Hals, Schulter, Haxe, Filet
oder Schnitzel verarbeitet wird.
Die Abschnitte wurden verwurstet - von der
Schnauze bis zum Schwanz eben. Wer mich kennt weiß, dass ich beim Zerlegen
großer Tiere immer gerne mitmische. Ein anfliegender Schnupfen hielt mich
hygienetechnisch zurück die freiwillige Assistentin zu mimen. P. Schatz von multikulinarisch[es] machte einen super
Job beim Zerlegen der Sau neben den Profis.
Gebraten und in mundliche Stückchen
zerteilt gelangte das Endprodukt Wurst zur Verkostung, gaaanz köstlich.
Auf der Berlin Food Week waren, im Gegensatz
zur Stadt Land Food kürzlich, s.hier, eher die etablierten Macher in Sachen Essen zugange und präsentierten
sich stolz. Beiden Events gleich wichtig: Zurück zur Natur, zum Ursprung. Das
Fleisch stammt vom Tier und Gemüse wächst in der Erde … hach so?
Es mutet durchaus
vorstellbar an, dass nach Paleo und Vegan, nach Streetmarkets und Urban
Farming hier in meiner Hauptstadt demnächst mal wieder ein neuer
Essens-Trend geboren wird – übrigens raw
hatten wir auch schon. Lassen wir uns überraschen, die Eat & Style Berlin naht mit Brausen – naja wahrscheinlich eher
mit italienischem Proßetscho oder spanischem Tschawa oder Rotscha. Soweit so
gut.
Wer schießen will und fält des rein
Der dreit die suw im ermel heim.
Sebastian Brant (1457-1521)
Mein Schweinefilet habe
ich weder auf der Schulter heimgetragen, noch selber ausgelöst, bestenfalls
habe ich es pariert und gebunden. Parieren beschreibt in der Küchensprache die
Bearbeitung von Fleischstücken, in dem sie von Sehnen, Häuten und Fett vor der
Zubereitung befreit werden. Die dabei anfallenden Abschnitte (Parüren) werden
gerne für die Herstellung von Fonds und Soßen verwendet. Anschließend bindet
man das Filet praktischerweise. Man bindet oder bridiert (franz. brider = aufzäumen
(Pferd)) ein Fleischstück, damit es sich durch die Hitze nicht verformt. Na und
ne alte Schrippe für die Sättigungsbeilage findet sich doch wohl in jedem
Brotkasten. Brüllt der Berliner hingen: Du
alte Schrippe! Dann bedeutet das nix Gutes. Alte Schachtel oder alte Wachtel
heißt umgangssprachlich nämlich altes oder spätes Mädchen. Eine alte Jungfer
hatte ehemals keinen Ehemann abbekommen und wurde früher verlacht – gut, dass
das vorbei ist. Das galt in der Vergangenheit übrigens für Ladies jenseits der
30.
Tradition auf dem
Teller liegt bei der Jugend gerade wieder hoch im Trend. Back to the Roots. Da
kommen meine Semmelknödelvarianten zum Schweinefilet (Filius hätte den
Krustenbraten bevorzugt) gerade recht:
Semmelnknödelnvariationen von Doc.Eva
Schweinefilet,
Semmelnknödeln mit Speck und Pfifferlingen, Rahmsößchen und Semmelnknödelnsalat
Zutaten
600 g Schweinefilet, küchenfertig
100 g Speck, mager, gewürfelt
100 g Pfefferlinge, küchenfertig
50 g Fleischwurst, in Streifen
geschnitten
50 g Bergkäse, in Streifen geschnitten
4 Stck Brötchen, altbacken, gewürfelt
80 ml Milch
1 cl Cognac
2 cl Weißwein
50 ml Sahne
½ Bd Petersilie, fein gehackt und in
Streifen geschnitten
2 Stg Lauchzwiebeln, in Röllchen
geschnitten
½ Stck Zwiebel, fein gewürfelt
1 Stck Ei
1 El Butter
1 El Rapsöl
½ Tl Senf, scharf
Salz
Pfeffer, schwarz
Zucker
Muskatnuss, frisch gerieben
Zitronenschalenabrieb
Zitronensaft
Bergbohnenkraut für die Deko
Zubereitung
Semmelknödelrolle
Brötchenwürfel in eine
große Schüssel geben, mit heißer Milch übergießen, 10 Min. quellen lassen.
Butter erhitzen, Zwiebel darin glasig dünsten und bei Seite stellen. In einem
großen, Topf reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Die eingeweichten
Brötchen mit Ei, Zwiebel und Petersilie gut vermengen. Mit Salz, Pfeffer,
Muskat und Zitronenabrieb würzen. Teig zu einer Rolle formen, in
Frischhaltefolie und Alufolie eindrehen und im siedenden Wasser 20 Min. ziehen
lassen.
Speck in einer Pfanne
auslassen, bei Seite stellen. In derselben Pfanne Pfefferlinge kurz anrösten,
salzen und pfeffern, bei Seite stellen.
Käse-Wurstsalat
Eine Marinade aus Öl,
Senf, Zitronensaft, einer Spur Zitronenschalenabrieb, Salz, Pfeffer und Zucker
mischen. Die Wurst- und Käsestreifen mit Lauchzwiebelröllchen und Petersilie
darin marinieren.
Schweinefilet
Schweinefilet salzen
und pfeffern, binden und vorsichtig in derselben Pfanne anbraten, im Ofen bei
90 °C gar ziehen lassen.
Rahmsößchen
Den Pfannenansatz mit
Cognac und Weißwein ablöschen und mit Sahne aufgießen, einköcheln lassen. Mit
Salz, Pfeffer, Muskat und einer Spur Senf abschmecken.
Knödelrolle auspacken
und in Scheiben schneiden.
Aus 8 Knödelscheiben
Löcher ausstechen. Den Rest und das Ausgestochene in Butter anbraten.
Anrichten
Die Rahmsauce als
Streifen auf eine angewärmte Platte geben. Je eine Knödelscheibe mit
Pfefferlingen bzw. Speck füllen und auf die Platte setzen. Schweinsfilet in
Scheiben schneiden und dazusetzen. Mit Pfefferlingen, Knödelausstecherlen und
Lauchzwiebelröllchen ausgarnieren. Mit Bergbohnenkraut toppen.
In einem Salatschälchen
abgekühlte Semmelknödelscheiben mit Käse-Wurstsalat anrichten. Mit Marinade
beträufeln und mit Lauchzwiebelröllchen und Petersilienstreifen ausgarnieren.
Lasst’s euch schmecken!