Kürzlich berichtete ich bereits über den Quark-Öl-Teig, der so wunderbar einfach
herzustellen ist. Ich zitiere:
Der Unterschied zum Hefeteig ist die Zeit
der Aufbewahrung oder Lagerung.
Gebäck auf der Basis von Quark-Öl-Teig
sollte am Herstellungstag verspeist werden und nie im Kühlschrank stehen, er wird mit
der Zeit leider zäh.
Ich lasse keine Gelegenheit aus
etwas Neues zu kosten oder zu kochen.
Ich denke stets daran, dass kulinarische
Katastrophen
nicht unbedingt gleichbedeutend sind mit
kulinarischem Scheitern.
Sein Gedankengut passt
perfekt zu Menschen, die von Lebensmitteln fasziniert sind und die die wildere Seite
des Kochens lieben, schreibt die Presse. Nun gut, etwas schräg ist er teilweise
schon.
Aber geht es uns Genusskomplizen nicht ebenso? Da hat man ein köstliches
Rezept entwickelt, schreibt sogar noch darüber und so wirklich dahinter steht
man (Frau) dann doch nicht. Das muss doch noch besser gehen! Nein, ich will
nicht, dass mein zäh gewordener Kuchen am Folgetag nur noch mit der Tortensäge
oder der Geflügelschere (vom Porzellanbruch mal gar nicht zu sprechen)
zerteilbar ist.
Nicht etwa, dass mir meine eigentliche Profession keinen Spaß
macht, aber Freunde und Liebhaber meiner Küche wissentlich wegen Zahnfrakturen
zu meinen Patienten zu machen und an meine Praxis zu binden, das geht dann wohl
doch zu weit, zähle ich mich doch nicht zu den Beutelschneidern. Übrigens kommt
der Begriff Beutelschneider aus dem Mittelalter. Zahnheilkunde, resp. Zahnbrecherei wurde öffentlich auf dem
Marktplatz zur Belustigung der Zuschauer zelebriert. Die illustren Voyeure hatten
selbstredend einen Geldbeutel dabei um nach vollendeter Pein am menschlichen
Objekt dem Zahnbrecher einen Obolus zu hinterlassen. Falsch gedacht! Einige
Bösewichte aus dessen Equipe schnitten den Zuschauern während ihrer offensichtlichen
Faszination unbemerkt die Geldbeutel vom Leib Wams – ein Zubrot zu der
Darstellung sozusagen.
Ursprünglich gab es in
Berlin 14 historische Markthallen. Sie sollten das Problem der hygienischen und
umfassenden Lebensmittelversorgung der schnell wachsenden Berliner Bevölkerung im
19. Jahrhundert lösen. Vier davon sind heute noch in Betrieb, die Ackerhalle in
Mitte (VI), die Arminiushalle (X) in Moabit, die Marheinekehalle (XI) und die Eisenbahnhalle (IX) in Kreuzberg.
Am 1. Wochenende im goldene
Oktober diesen Jahres feiert die bezaubernde Markthalle Neun nun ein Foodfestival
der besonderen Art: Stadt Land Food,
die etwas grünere Woche. Es wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit Wir haben es satt! und Slow Food Berlin. Das angrenzende Straßenfest erweitert die begrenzten Räumlichkeiten
malerisch und bewegt (Fotos habe ich wegen der unglaublichen Menge an Besuchern
und der damit verbundenen Urheberrechte und des Persönlichkeitsschutzes nicht
eingebaut). Hier wird demonstriert, wie anders
essen und anders einkaufen in Berlin
möglich sind: Regional und saisonal betont, verantwortungsbewusst, fair,
ökologisch, im direkten Kontakt mit den Erzeugern und, bei Fleisch und Fisch, aus
artgerechter Haltung.
Hier findet man noch naturnahe Äpfel, wie von der
Streuobstwiese und nicht die frisch lackierten aus den Supermärkten.
Der
Geschmack dieses Obstes ist unvergleichlich. Geschält und geraffelt brauchen
sie auf dem Kuchen auch keinen optischen Vergleich zu scheuen.
Wer allerdings mehr
Zeit als Penunze, Kies, Zaster oder Asche im Geldbeutel hat, der ist auf erntefrisches
Obst für lau angewiesen. Es existieren jede Menge öffentlich zugänglichen Bäume
und Sträucher auf dieser Welt, die – politisch juristisch korrekt –
abgeerntet werden können. Und wie mundräubert man fair? Auf der Webseite mundraub kann jeder den Standort von
öffentlich zugänglichen Bäumen und Sträuchern einsehen.
Zurück zum Teig: Im
Unterschied zum Quark-Öl-Teig hat Quark so gut wie keine lebenden Kulturen.
Guter Joghurt hingegen enthält bis zu vier verschiedene probiotische Kulturen. Hierzu
zählen bestimmte Stämme der Spezies Bifidobakterien, Laktobakterien,
Streptokokken oder auch Hefen, die zusammen mit anderen Mikroorganismen bereits
seit der Kindheit in unserer menschlichen Darmflora vorkommen. Man kann die
Menge des Treibmittels Backpulver, meist Natriumhydrogencarbonat (Natron),
reduzieren oder sogar halbieren. Dieses setzt unter Einwirken von Wasser, Säure
und Wärme gasförmiges Kohlenstoffdioxid (CO2) frei. Durch die
CO2-Entwicklung wird das Volumen des Teigs vergrößert. Bis zum Absterben durch
die Hitze scheinen die probiotischen Kulturen den Teig zusätzlich anzutreiben.
Durch Bindung der Feuchtigkeit bleibt der Teig auch am Folgetag noch fluffig und
saftig.
Auch ich lasse somit
keine Gelegenheit aus etwas Neues zusammen zu kneten und zu backen. In der
Mathematik beendet man einen komplizierten Rechenweg gerne mit q. e. d.
quod erat demonstrandum
was zu
beweisen war
Bilder kann man zwar
nicht essen – schon, aber nicht mit dem gewünschten Erfolg - und auch nicht
riechen, aber die Luftigkeit des Joghurt-Öl-Teiges ist wohl geradezu
offensichtlich. Und übrigens: Das beste Öl zur Herstellung beider Teigvarianten
ist und bleibt das Rapsöl – regional,
ja bitte, verantwortungsbewusst und ökologisch, auch ja bitte! Sicherlich habe ich
schon mehr als einmal erwähnt: Ich persönlich habe eine
Olivenölunverträglichkeit, oder Nahrungsmittelintoleranz (NMI) auf Olivenöl.
Olivenölunverträglichkeit ist gar nicht so selten! Sie kommt bei Mangel am
körpereigenem Enzym Diaminoxidase (DAO) vor. Man kann das mit Kapseln (Daosin) substituieren oder
grundsätzlich auf Rapsöl
umschwenken.
Hier kommt mein Rezept:
Apfelblechkuchen von Doc.Eva
Zutaten
300 g Weizenmehl
150 g Joghurt, 10%
1/2 Pck Backpulver
1 Stck Ei
6 El Rapsöl
1 Pr Salz
75 g Zucker
1 Pck Vanillezucker
500 g Äpfel, geschält, geraffelt
50 g Zucker
Zimt
Zubereitung
Die Zutaten mit der
Hälfte des Mehls vermengen und dann erst den Rest Mehl dazu kneten, so dass ein
formbarer Teig entsteht. Das Backblech mit Rapsöl einfetten. Teig auf dem Blech
gleichmäßig verteilen.
Zitronisierte Apfelraspel
(damit sie nicht braun werden) mit Zucker und Zimt mischen und auf dem Teig
verteilen und bei 180°C im Backofen ca. 35 Min. backen.
Anrichten
Blechkuchen mit einem
scharfen Messer in wohlfeile Stückchen schneiden.
Lasst’s euch schmecken