Das
Auge isst mit!
… sagt man und
kritisiert all die, die ein Gericht lieblos auf den Teller schaufeln. Ist das ein
rein ästhetischer Aufruf? Oder hat das Auge tatsächlich Einfluss auf unseren Geschmackssinn?
Essen kann ebenso faszinierend und appetitanregend wie banal und abstoßend aussehen.
Das Auge isst nicht nur mit, es macht auch satt.
|
Krabbencocktail |
Wenn du deinen Teller leer isst, dann gibt
es morgen schönes Wetter!
Elterlicher
Standardspruch
Andersherum gilt das genauso:
Da waren die Augen wiedermal größer als der
Mund!
… sagt man, wenn sich jemand
mehr auf den Teller gehäufelt hat, als er essen kann. Wer die großen Buffets in
den gängigen ostmediterranen Urlaubsressorts kennt, und dann einen Blick auf so
manch einen Teller - gern von aufgepumpten Achselshirtträgern mit Jogginghosen
und mäßigem IQ wirft, stellt sich das eine oder andere Mal diese Frage.
Nimm den Mund nicht so voll…
Sei nicht so vorlaut … rügt
man gelegentlich das allgegenwärtige Großmaul, oder denkt es zumindest mit
verdrehten Augen.
Jemandem den Mund wässrig machen…
Jemandes Interesse an
etwas Unbekanntem wecken, ihn neugierig machen. Unter Appetit (lat. appetitus
cibi = Verlangen nach Speise) versteht man den mentalen Zustand, der sich durch
ein lustvolles Verlangen etwas Bestimmtes zu essen äußert - nicht zu
verwechseln mit dem physiologisch bedingten Hunger (Hungry Like The Wolf, Duran Duran).
Der Anblick von
Lebensmitteln stellt einen ersten Sinnesreiz dar, nach dem wir entscheiden, ob
die dargestellte Nahrung essbar und schmackhaft ist oder nicht. Visuelle Reize
können somit die Lust am Essen beeinflussen. Wie bedeutsam diese Effekte für
unser Ernährungsverhalten sind, ist aber bislang leider oder glücklicher Weise noch
nicht ausreichend geklärt – vergleichbar in der Werbung etwa mit minder
verhülltem weiblichen Frischfleisch auf Automobil Kühlerhauben.
Wenn jemand zu mir sagt
meine Teller sähen aus wie essbare Landschaften, dann ist das Eines,
aufgeschrieben hingegen sieht das schon wieder ganz anders aus! Da gibt es
geschützte Eigennahmen, wie Essbare Landschaften oder GenussLandschaften. Im
schnelllebigen Netz sollte man inzwischen sehr darauf achten, was man schreibt
und welche Bilder man zeigt um sich nicht ins Fettnäpfchen zu setzen, die Netiquette zu verletzen oder sich an den Rand der Legalität zu begeben.
|
Krabbencocktail |
Meine verzehrbaren
Landschaften sind eigentlich eher Schau- als Essteller. Ich bin Hobbyköchin
scheußliches Wort, Freizeitköchin, kein Profi und ich hätte gar nicht die Platz-
und Zeitkapazitäten alleine derartige Teller für, sagen wir, 20 Personen
anzurichten, außer manchmal, wenn wir Genusskomplizen uns treffen und 10 und
mehr hilfreiche Hände am Start sind.
Ich baue meine Teller schrittweise auf und
komponiere alle Komponenten nach und nach hinzu.
Andere Genussfreunde
konstruieren sich Holzkammern und dekorieren diese mit allerlei Grünzeugs der
Saison, kaufen Fotostrahler, lasieren alte Holztüren als Untergrund, sammeln Linnen
und Tücher zum Fotografieren. Meine Shootingarea besteht aus einem Bügelbrett
vor einem Westfenster und einem Baustrahler aus dem Heimwerkermarkt meines Vertrauens mit diversen Accessoires vom Trödel
(Gläschen, Tellerchen, Tabletts, Besteck und Deckchen).
|
Krabbencocktail |
Je länger ich mich
damit allerdings beschäftige, desto mehr treten die Speisen in den Vordergrund
und das Drumherum rutscht in die zweite Reihe zurück. Für mich müssen
inzwischen alle Zutaten weitestgehend sichtbar dargestellt werden.
Da läuft einem ja das Wasser im Mund
zusammen!
Man weiß ja um die
Experimente des russischen Mediziners Iwan
Pawlow. Den Pawlowschen Hunden lief bereits dann das Wasser im Maul
zusammen, wenn ihr Besitzer nur auftauchte. Die Hunde waren daran gewöhnt, dass
es etwas zu fressen gibt, wenn sich ihr Besitzer nähert. Diese klassische Form
der Konditionierung funktioniert offenbar auch bei Zweibeinern.
Essen ist eine höchst ungerechte Sache:
Jeder Bissen bleibt höchstens zwei Minuten
im Mund,
zwei Stunden im Magen, aber drei Monate an
den Hüften.
Christian
Dior
Lasst euch dennoch Appetit
machen durch meine bescheidenen verzehrbaren Landschaften, es freut mich sehr,
wenn es funktioniert (mit dem Appetit) – wenn’s sein muss schaufelt euch auch
mal die Teller voll. Der Trend geht eben nicht nur zum Zweitbuch, sondern manchmal
auch zum Zweitteller.
Hier kommt mein Rezept
vom Krabbencocktail - unvergessen aus den 1970ern – leicht entstaubt und modern
aufgepeppt, MOOD FOOD für Gedankenreisen und Kopfkino. Ach so, und eines bleibt
bei aller Optik das Wesentliche, in erster Linie muss es schmecken!
Krabbencocktail von Doc.Eva
Zutaten
Salat
200 g Krabben
1 Stck Avocado
100 g Physalis
½ Stck Granatapfel
½ Stck Apfel
½ Stck Eisbergsalat
1 Bd Dill
Sauce
1 Stck Eigelb
125ml Öl
½ Tl Senf
1 El Zitronensaft
2 El Ketchup
(HEINZ)
1 Tl Worcestershiresauce
1Tl Cognac
Zitronenabrieb
Salz
Piment d'Espelette
Zubereitung
Die Saucenkomponenten
mit dem Stabmixer zu einer cremigen Sauce aufschlagen. Den Stab immer wieder
hochziehen, damit eine samtige Emulsion entsteht.
Mit einem
Kugelausstecher Avocadokugeln ausstechen oder Würfel oder Schnitze schneiden.
Mit dem Apfel ähnlich verfahren. Beide mit Zitronensaft benetzen.
Granatapfelkerne auslösen. Physalis vorbereiten. Eisbergsalat in feinste
Streifen schneiden. Dillspitzen zupfen.
Anrichten
Ein Bett aus
Eisbergsalatstreifen in ein Glas geben. Salatzutaten mit der Sauce vorsichtig
vermischen und auf dem Salat anrichten. Mit Dill garnieren.
Lasst’s euch schmecken!