Wie schmeckt Musik war die Fragestellung in meinem letzten
Beitrag. Da stellt sich doch für mich als nächstes die Frage: Wie klingen
Speisen aus der Schweiz? Landet man z.B. mit dem Flugzeug etwas außerhalb auf
dem Züricher Flughafen, so schwingt man sich ins Airport Bähnli und hört das
Läuten von Kuhglocken als wäre man auf einer Alm.
Und so klingt die Schweizer Küche für mich:
Vico Torriani, 1920 -
1998
…so jodelte einst der Schweizer Schlagersänger, Schauspieler,
Showmaster und Kochbuchautor.
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Aligot Baumkuchen
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Ja, und wie es nun mal so ist im metallenen Zeitalter
(Silber auf dem Kopf, Gold in den Zähnen und Blei in den Beinen), es gibt so
manch Spektakuläres, auf dass ich zurückblicken kann.
Das Farbfernsehen
Eben dieses Schweizer Unikat, Vico Torriani, kannte ich persönlich. Woher? Na aus m Fernsehen. Die 1.
Farbfernsehsendung wurde anno 1967 am 25. August ausgestrahlt. Der goldene Schuss hieß das TV Format im
ZDF und Vico Torriani war der Showmaster … und icke als Hupfdohle zu damals
trendiger Beatmusik vom Marquis of Kensington im Background Ballett.
Unvergessen natürlich der Auftritt von Charles
Aznavour dem französischer Chansonnier, Liedtexter, Komponist und
Filmschauspieler. Ein kleiner Mann mit großem Timbre! Er ging mir, damals süße
16, gerade mal bis zur Schulter. Es war am Eröffnungstag der 25. Deutschen Funkausstellung in Berlin.
Der damalige deutsche Bundesaußenminister Willy Brandt drückte auf einen (nicht
ganz echten) Knopf - und ab diesem Moment kam das Bild in Farbe in die
europäischen Wohnzimmer geflimmert. Gerne gebe ich diese Geschichte zu späterer
Stunde zum Besten: Man muss die alt sein,
hat sich da so manch einer schon mal gedacht.
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Aligot Baumkuchen
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Die Restaurant Party
Kürzlich folgte ich einer Einladung zur Restaurant 44 Party und Eröffnung der Fonduesaison im Swissôtel Berlin. Brandenburger
Landwirte stellten dort ihre Produkte vor, die Küchenchef André Egger zu
original Schweizer Gerichten verarbeitet. Und plötzlich fand ich mich in einer
original Schweizer Matterhorn Gondel mit Blick aufs KRANZLER wieder.
Die Schweizer kochen
gesund, mit regionalen, hochwertigen Produkten und auf hohem Niveau – sagte
der Küchenchef und plünderte sein Chuchichächtli. Er bereitete Original
Schweizer Gerichte mit Top-Produkten aus dem Berliner Umland zu. Es gab unter
vielem anderen Mozzarellatellerli, Gräuchti Forälle, Zander Chnusber und Bœuf bourguignon … und ein spektakuläres Dessertbuffet.
Danke an dieser Stelle für die Einladung an K. Riedel.
"Wie viel wollen sie denn einzahlen?", fragt der Kassierer
einer Schweizer Bank. Flüstert der Kunde: "Drei Millionen."
"Sie können ruhig lauter sprechen", sagt der Bankangestellte,
"In der Schweiz ist Armut keine Schande."
Der Appenzeller Käse
Und Schwuppdiwupp trudelte dann kürzlich auch noch ein
Käsepaket mit Appenzeller Käse bei mir ein, nicht vom Postillon d'Amour dafür
aber von DHL (oder so ähnlich).
Der äußerst würzige Käse ist bereits seit über
700 Jahren bekannt. Was koch ich in meiner Küche nun daraus, bevor ich ihn
gänzlich aufgegessen habe, als Würfel, als Brot Belag, oder als Omelett oder Omelett-Einlage
zu einer köstlich klaren Tomaten-Consommé?
Ich entschied mich schließlich für eine
Eigenkreation: Aligot Baumkuchen
Das Aligot
Das Aligot hat seinen Ursprung aus dem Norden des
Départements Aveyron in Frankreich, dem Aubrac. Es ist ein Kartoffelpüree, das
mit Käse, im Original Tomme oder Cantal, warm zu einer zähen Masse verrührt
wird. Das Gericht wurde von Priestern entwickelt, die damit die Pilger auf der
Via Podiensis, einem Teil des Jakobswegs durch das Massif central, dem Plateau
de l'Aubrac verköstigten. Ursprünglich verwendeten sie Brot zu dessen Bindung,
später dann aber Kartoffeln, mit denen eine bessere Konsistenz erreicht werden
konnte. Auf dem Teller macht der klebrige Brei keine wirklich gute Figur. Und
so schichtete ich ihn mit dünnen Crêpetalern zu einem etwas stabileren baumkuchenartigen
Türmchen, was alleine oder als Beilage gegessen, dem Appenzeller Käse zu einem
bühnenreifen Auftritt verhilft.
Das Rezept
Aligot Baumkuchen
von Doc.Eva
Zutaten
Aligot
- 500 g Kartoffeln
- 100 g Appenzeller
- 50 ml Milch
- 50 g Crème fraîche
- 50 g Butter
- Muskatnuss
- Pfeffer, weiß
- Salz
Crêpes
- 75 g Mehl
- 50 ml Milch
- 50 ml Wasser
- 2 Stck Eier
- Salz
- 1 El Butterschmalz
zum Braten
Zubereitung
Aligot
Die küchenfertigen Kartoffeln grob würfeln, in gesalzenem
Wasser ca. 20 Min. gar kochen, durch ein Sieb abgießen, stampfen und würzen.
Den Käse würfeln, einen kleinen Teil vorher reiben.
Crème fraîche, Butter, Käse und Milch unter die
Kartoffelmasse rühren. Alles sanft verschmelzen.
Das Aligot mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.
Crêpes
Mehl, Milch, Eier und 1 Pr Salz in ein hohes Gefäß geben. Den
Teig mit einem Pürierstab aufmixen. Teigmix abdecken und den Teig 30 Min. ruhen
lassen. Das Butterschmalz in eine beschichtete Pfanne geben, Teig portionsweise
zufügen. Bei milder Hitze 3 Crêpes goldgelb backen. Crêpes wenden und auf der
anderen Seite backen. Auskühlen lassen und 16 Rundlinge ausstechen.
Anrichten
Je 3 Rundlinge dick mit Aligot bestrichen in einem
Dressierring schichten, mit dem 4. Abdecken und andrücken. Die
Baumkuchentörtchen dünn mit geriebenem Appenzeller bestreuen und gratinieren.
Einzeln mit Salat oder als Sättigungsbeilage zu deftigen Fleischgerichten
servieren.
Lasst’s euch schmecken!
Mit meinem Aligot Baumkuchen nehme ich teil an Björns
Blogevent Dem Käse auf der Spur.