Für eine Blogschreiberin ist es wie im wirklichen Küchenleben: Es bleibt immer etwas übrig. Nun ist Reste-Essen (engl. = leftoverfood, kurz leftovers) bei weitem nicht das Schlechteste – gut durchgezogen sind die Ragouts, Kohlgerichte, egal welche, werden durch mehrfaches Aufwärmen immer besser und in guter Butter erneut Aufgebratenes schmeckt dem Liebhaber der Hausmannskost ganz besonders. Was hatte ich also im letzten Jahr hier nicht mehr unterbringen können? Oh ja, das war mein Ausflug in die Baden-Württembergische Landeshauptstadt Stuttgart!
Mein Dezember in den Weinbergen
Die Gegend
Die Gegend rund um Untertürkheim am Fuße des Württembergs mit der Grabkapelle oder dem Mausoleum oben drauf, errichtet für Katharina Pawlowna (1788–1819) ist mir wohlbekannt. Alljährlich besuche ich dort gute und langjährige Freunde und Kollegen. Ruhe herrscht derzeit im Weinberg. Vom Jäten des Unkrauts, dem Schnitt und dem Anpfählen der Stöcke, dem Bearbeiten des Bodens, dem Aufbinden der Reben, dem Sommerschnitt und der Bekämpfung von Schädlingen bis zur Traubenlese – alles ruht im Winter. Eine letzte Rose blüht und der erste Raureif schmückt die Kulturen. Einem sportlichen Morgenlauf steht also nichts im Wege, einem konspirativen Spaziergang natürlich auch nicht.
Der Besuch auf dem Weingut
Auf der Webseite des
Weingutes
Warth findet sich folgende Erklärung:
Anno 1657 pflanzt Bartholomäus Warth in Untertürkheim seine ersten Weinreben. Auf den damit gelegten Grundstein für den erfolgreichen Weinbau der Familie Warth wurde in den folgenden 350 Jahren erfolgreich aufgebaut. Heute, 10 Generationen später, blicken wir auf zahlreiche Persönlichkeiten zurück, die vielfach dem König als Weingartmeister gedient haben, und in späteren Zeiten mehrfach den Bürgermeister von Untertürkheim stellten. Mit dem Jahrgang 2008 beginnen wir unsere Weine selbst auszubauen. Und dies mit einem besonderen Versprechen: Die im Weinberg erzeugte Traubenqualität mit sanften Methoden so naturgetreu wie möglich in Weinflaschen zu füllen.
Ich habe in einem äußerst heroischen Selbstversuch einige Weine verkostet und für sehr gut befunden – nachmachen durchaus erwünscht!
Die Maultaschen
Bereits im vorletzten Jahr hatte ich über die
Maultasche to go berichtet, die ich in Stuttgarts Mitte, in der Calwer Passage bei
Herrn
Kächele (Schwäbisches für Schleckige) probiert habe. In diesem Jahr durfte ich sogar die komplette Potpourriplatte, bestehend aus Maultaschen, schwäbischem Kartoffelsalat, Linsen mit Spätzle und Käsespatzen genießen.
Dank einer freundlichen Verkostungsspende konnte ich auch meine Genusskomplizen anlässlich unseres jährlichen Kochmarathons von der besonderen Geschmackigkeit überzeugen. Ich hatte sie in der von mir selbst gekochten Brühe serviert. Hier steht das Rezept für
meine Fleischbrühe.
Herr Kächele rühmt sich seine Produkte täglich von Hand – 100 % schwäbisch, aus frischen und regionalen Zutaten zu produzieren. Die Produktpalette ist vielseitig: Von handgemachten Maultaschen (klassisch, vegetarisch und vegan) über frische Spätzle mit Bio-Ei bis zum schwäbischen Kartoffelsalat und vieles mehr.
Ich durfte
die heiligen Hallen die Produktionsstätte besuchen und einen Blick hinter die Kulissen werfen und ja es wird tatsächlich von Hand gefüllt, gefaltet, portioniert und gebrüht. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!
Die Mauereidechsen
Ein ganz besonderes Projekt zum Thema Stuttgart 21 erregt nicht nur die einheimischen Gemüter: Die Eidechsenumsetzung. Bei den Kosten schlägt anscheinend der Artenschutz zu Buche: Mehr als 6000 Eidechsen werden auf den Killesberg umgesiedelt. Wer sich das als geschmeidige, dem unauffälligen Charakter der Reptilien gemäße Maßnahme denkt, hat keine Vorstellung davon, was sich Behörden in Baden-Württemberg ausdenken können. Wo Wiese war, wurden unter Verwendung von 15 000 Tonnen Kalkstein monströse Eidechsen-Wohninseln geschaffen. Für mich mutet es an, als wurden auf der Feuerbacher Heide chinesische Mäuerle gebaut.
Ha noi! Das hat mit der Hauptstadt Vietnams nichts zu tun.
Ha noi! ist ein schwäbischer Ausruf, der so viel bedeutet wie:
Das darf doch wohl nicht wahr sein!
Um das zu verstehen darf man wohl nicht aus Berlin stammen. Wie steht es eigentlich mit der Rückwanderung der Tiere oder sogar der genetischen Vermischung des Erbgutes mit den bereits ortsansässigen Reptilien? Nicht meine Baustelle!
Die schönsten Neun
Mit
the bestnine of 2017 kann man sein (Koch-)Jahr innerhalb einer Fotocollage noch einmal Revue passieren lassen. Meines war toll und auf meinen Social-Media Kontos haben sich haufenweise schöne Teller-Bilder aus meiner Küche angesammelt - das möchte ich meinen Lesern in einem kleinen Rückblick noch einmal vorführen. Ich, und nicht nur ich, halte das für eine gute Möglichkeit, um die schönsten Fotos von diesem Jahr noch einmal hervorzuheben. Und hier sind sie, die Herzhaften und die Süßen:
Eine alte Dame fährt jeden Tag mit dem Bus. Sie gibt dem Fahrer immer ein kleines Tütchen mit Nüssen. Am Ende des Jahres ergibt sich folgender Dialog:
Fahrer: Woher haben Sie eigentlich so viele Nüsse?
Dame: Wissen Sie, ich esse Toffifee so gerne, nur die Nuss innen drin, die kann ich nicht beißen.
Ein Rezept gibt es hierzu heute mal nicht, auch nicht im Folgepost. Die
Maultäschla könnte ich nicht besser machen und Wein kann ich auch nicht keltern.
Aber ein Tusch ans Leben, ein Hoch auf
das gute Essen,
den Flachen Witz und
die Musik und einen
Dank an meine Leser, die mich seit dem Jahre 2012 hier begleiten darf ich äußern – denn darüber freue ich mich riesig.
Ergreift also das Glas und trinkt Champagner, ein
jeder Mensch soll 2018 glücklich sein – zum Wohl!
New York, New York
Frank Sinatra
Ich hatte das außerordentliche Glück ca. 13.000 Meter über
Manhattan, NYC, genau um 24:00 UTC, Coordinated Universal Time (engl. = koordinierten Weltzeit), früher GMT in einer Boing 777/300 der französischen Airline
Air France auf dem Weg von
Paris nach
Kuba mit Champagner anstoßen zu dürfen – besser kann ein Jahr wohl nicht beginnen … lassen wir und überraschen!