Über meine immense Liebe zu Italien im Allgemeinen, den Menschen und zu Apulien im Besonderen hatte ich ja in meinem
letzten Blogpost berichtet. Ich versuche mich im hier und jetzt mal in einer Zusammenfassung in der Hoffnung nicht etwas vergessen zu haben, man möge mir verzeihen.
Die Reise ins Schlaraffenland
Das Schlaraffenland
Das Schlaraffenland (von mittelhochdtsch. sluraff = Faulenzer) auch ist ein fiktiver Ort aus diversen Märchen, in dem alles im Überfluss vorhanden ist, sagt mein Freund Wiki (von Wikipedia). Dort, wo einem die gebratenen Tauben direkt in den Mund fliegen. Genusskomplizen aus aller Welt sehnen sich dorthin. Man besucht Restaurants in der Heimat oder reist am besten gleich dorthin – gesagt getan! Auf, auf nach Apulien! Die Tische waren ja bereits eingedeckt.
Der Wein
Nicht von ungefähr nennt man den
Wein auch Rebensaft oder der Nektar der Götter. Fühlt es sich nicht als würden uns Engel auf die Zunge pieseln. Gibt er uns nicht das seichte Gefühl von Lockerheit und Beschwingtheit. Wo, wenn nicht in
Apulien wird der Wein zelebriert mit der ganzen Fülle der Sonne und dem Erbe unserer Erde im Glas. Wir starteten bereits am Anreisetag bei
Apollonio Vini. Das Apollonio-Weinhaus ist die lange und intensive Geschichte eines Unternehmens, das den Titel Historical Enterprise of Italy erhalten hat. Im flachen Salento des vereinten Italiens, wo Wein Brot ist, beginnt die Geschichte einer Familie, die mit ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft die Qualität der Salento-Weintradition in die Welt exportiert hat. Wir verkosteten.
Der nächste Einkehrschwung führte uns in das Anwesen von
Conti Zecca, Wein und
Taralli, großartig.
Allein der Klang der Abfüllanlagen, Musik in den Ohren eines Weinliebhabers … und dann schnell noch in die
Azienda Vitivinicola Marulli in
Copertino.
So manch eine körperliche Verrenkung nehme ich gerne in Kauf für so wundervolle Motive wie die im bezaubernden Städtchen Arneo, selbstverständlich mit einem nahezu unvermeidlichen Weintasting. Dunkelrot ist der
Primitivo, intensiv mit einer leicht bitteren Note, fantastisch!
Den Folgetag starteten wir in der
Cantina Petrelli mit fröhlichem Gesang des örtlichen Schulchores und natürlich mit Wein.
Wer Sorgen hat, hat auch Likör!
Wilhelm Busch
Allerfeinste Brände durften wir in der
Tenuta Vèrola in
Carmiano verkosten - engelsgleich auf der Zunge ... na und die eingelegten Trauben erst - eingefangene Poesie!
Zu Besuch bei
Vecchia Torre: Dort zieht man eine Nummer um den Wein zu tanken - unglaublich was für ein Almauftrieb dort herrschte. Es war der Starttag an dem es den
Novello Vino erstmals im Jahr gab.
Auf der
Festa delle Novello Vini in Leverano war schließlich der Teufel los: Am 9., 10. und 11. November 2018 fand in Leverano die 21.
Novello in Festa statt, eine Veranstaltung, die den Traditionen, der Kultur, der Önogastronomie, der Kunst und der Musik gewidmet ist und die Aromen des Herbstes einfängt.
Dort nahmen wir am
Showcooking mit dem Chefkoch
Flavio Valentino teil. Er bereitete
lu quataru, eine Art Fisch und Meeresfrüchte Eintopf, der schließlich mit Pasta serviert wird zu.
Das Essen
Zum 1. Abend kehrten wir im Keller des
Malcandrini ein. In unterirdischen Gemäuern wurden wir köstlich bewirtet.
Hach, aber dann, ein Juwel in Villagestalt, das
Maresca, gelegen in einem Zauberhaften Stück Land, malerisch … Da macht das essen Spaß, da ist Luft und Raum, Muße zum Lustwandeln zwischen den Gängen. (Bild s.o.) Die Zeit vergeht wie im Traum. Milde Lüftchen umspielen die kleinen Menschen Gruppen, man verplaudert sich über die Mittagszeit in der Sonne und verabschiedet sich leise weinend vom Sommer, mit ein wenig Wehmut im Gepäck. Was gab es alles zu schnabulieren:
Pettole eine Art Pastapfannkuchen, Oliven, Frisellini Leccesi, trockenes Brot mit Tomate und Origanum und Verdure pastellate (gebratenes Gemüse) zum Start. Weiter ging es mit Cardi gratinati (Distelgratin), Frommaggi freschi e semistationati (frischer und gereifter Käse) aus der Masseria Mollone, Parmigiana di melanzane (Auberginen aus dem Ofen), Rape n’fugate (gedämpfte Rüben) Capocollo di martina und die wunderbaren Lampascioni sott’olio (Traubenhyazinthenzwiebeln) dazu Capocollo Wurst und schließlich Pomodori da pendulo scattarasciati (geschmorte angetrocknete Tomaten). Erst jetzt kommt man zu den Zwischengerichten wie Sagne n’cancannulate con pomodoro e cacio ricotta (Pasta mit Tomaten und Käse) und Fave cicorie (Bohnenpüree mit wildem Chicoree). Erst danach begann der Hauptgang bestehend aus Carne di cavollo a pignatu (einer Art Goulasch aus Pferdefleisch), Turcinieddri alla brace (gegrillte Lammrollen mit Innereien) und Ofenkartoffeln. Das Dessert bildete Spumone Croccantinno, Halbgefrorenes auf Krokant, serviert mit S. Marzano Likör – unfassbar gut. Dort aßen wir an einem der Folgetage noch einmal, genauso fantastisch.
In der
Pasticceria Perrone lernten wir ein gar köstliches buttriges Mürbeteiggebäck mit cremiger Vanillefüllung kennen:
Pasticciotto, süß, knusprig, cremig und reichhaltig – fabelhaft!
Wenn man in Apulien beim richtigen Bäcker 2 mal klingelt - hier bei
Stefano Conversano und seiner lieben Frau in der
Panificio Rosetta ... wird man mit dem Duft frischen Brotes (ja, auch Dunkles) und diversen Teigteilchen verwöhnt, z. B. mit Windbeutelchen mit Tunfischfüllung, Caprese Schnittchen, Pizzateilchen und Salamihörnchen – ein feiner Abstecher. Eine ganz außerordentliche süße Überraschung gab es, begleitet von einem traumhaften Moscato (Gold im Glas) in der
Cantina Vaglio MASSA, ein Bioweingut im schönen
Salento.
Außerordentlich Delikates gab es im
Li Spilusi (man beachte die fleißigen Olivensammlerinnen).
Den unwiederbringlich letzten Abend im Paradies verbrachten wir in unserem Hotel
Conchiglia Azzuro in
Porto Caesareo im Speiserestaurant
Deep Blue.
Dort gab es: Foccatine miste (mit helfender Hand), Fritto della traditione, Purè di Fave e Cicorie, Maritati al ragú, Grigliata mista di carne und Torta Pastitiotto nach einem abendlicher Ausflug auf den reichhaltigen Fischmarkt von Porto Caesareo!
Obgleich wir in Berlin fast alles haben können, um diese Vielfalt und frische der Produkte beneide ich diesen zauberhaften Landstich ungemein, auch schon wegen der Obst und Gemüseauswahl.
Das Sonstige
Da für mich
das Essen und
die Getränke im Vordergrund stehen möchte ich dennoch nicht vergessen eine Besonderheit zu erwähnen:
In
Monteroni besuchten wir eine wahre Legende in seinem Fahrradgeschäft, den 88 Lenze zählenden
Carlo Carlà. Er gilt als Erfinder des aerodynamischen Fahrrads und ist daher
Radrennsportgeschichte! Mich persönlich darf das leider nur noch peripher tangieren. Der Abriss meines linken Daumens bei einem Sportunfall (er ist wieder angenäht) lässt das Fahrradfahren nicht mehr zu. Natürlich besuchten wir auch eine alte unterirdische
Ölmühle.
Im
Salento trifft man auf antike Ölmühlen, die unter der Erde liegen. Darin herrschte eine weitestgehend konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit, und die Produkte wurden so besser konserviert. Ein Liter Öl hatte damals den Wert von einem Monat Arbeit. Das Öl wurde hauptsächlich zur Verbrennung in Lampen und zur Seifenherstellung benutzt, nur ein kleiner Teil wurde verzehrt.
In Apulien feierten die Kinder am letzten Wochenende das Herbstfest mit traditionellem Tanz (Pizzica) und Gesang und die Erwachsenen verkosteten den
Primitivo und den
Vino Novello im äußersten Gebiet des Stiefelabsatzes von Italien bei für uns lauen Temperaturen - feiern können sie, die Italiener …
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fotocredit Gruppenfoto unbekannt |
Wir waren in
Arnesano, Carmiano, Copertino, Leverano, Lequile, Monteroni, Porto Cesareo und
Veglie. Überall wurde uns die sehr herzliche
Gastfreundschaft der Region zuteil. Die Reise wurde im Rahmen des regionalen Programms EFRE ESF
2014-20120 Attrattori
culturali, naturali e turismo mit dem Schwerpunkt VI - Schutz der
Umwelt und Förderung der natürlichen und kulturellen Ressourcen - Aktion
6.8 respektive Maßnahmen zur wettbewerbsorientierten Neupositionierung touristischer Ziele durchgeführt. Es war so unglaublich schön, danke an alle Beteiligten und ganz besonders an
Carmen Mancarella - aber wer mich kennt ahnt vielleicht bereits jetzt: Vor Italien ... ist nach Italien ...
Das Rezept
Ein köstliches Rezept von mir, natürlich in meiner illustren Berliner Dachwohnungs-Küche zubereitet, gehört ja eigentlich traditionell zu meinen Blogposts dazu wie der
Senf zur Wurst, oder wie die Berliner Großschnauze sagen würde wie der
Arsch auf den Eimer. Neuerlich ist es in einem anderen Post separat zu finden. Es gab ja bereits meine Rezept zu
Hoummus aus Bohnen und Rote Beete. Auch in diesem Fall wird es wiedermal in einem separaten Blogpost zu finden sein, jetzt erstmal durchatmen und wieder Koffer packen – ich werde berichten.
Noch einen Ohrwurm für’s Italofeeling?
Cose Della Vita
Eros Ramazzotti
Noch einen Witz für euch auf den Weg?
Gute Nachricht: Bekomme endlich den obersten Knopf meiner superengen Jeans zu.
Schlechte Nachricht: Habe sie leider nicht an.
Vielleicht noch etwas Opium für die Augen?