In meinem letzten Blogpost hatte ich euch mein Kartoffelgratin aus der Heißluftfritteuse zubereitet. Weiter geht es heute wieder einmal nicht in meiner herbstlichen Berliner Küche unter dem Dach. Ich nehme euch mit ins zauberhafte Salento, einem Teil von Apulien in Süditalien - aber lest doch einfach selbst …
Die Salentoreise
Der Salento
Die Deutschen haben bereits seit den 1950er Jahren eine große Liebe für Italien, dem Land der Pasta, der lautmalerischen Töne, der Sonne, der Berge im Norden und dem, den Süden umschließenden, Meer. Der Salento ist die Region einer 100 km langen und 40 km breiten Halbinsel im äußersten Südosten Italiens. Administrativ gehört die Halbinsel zur Region Apulien (ital. = Puglia) und umfasst die Provinz Lecce sowie Teile der Provinzen Tarent und Brindisi. Diese Region Italiens, gelegen am Absatz des Stiefels, ist wirklich äußerst vielseitig mit einem unglaublichen Spektrum an Natur, Düften und Geschmäckern, Geschichte, Feierlichkeiten und Spiritualität. Fernab vom Massentourismus entschleunigt sich nach mediterraner Art die Zeit. Weitere Reiseberichte zu Apulien findet ihr HIER, HIER, HIER und HIER. Etwas Musik zum Einstimmen?L'Italiano
Toto Cutugno
Tag 1
Nach einem Flug über Genf nach Brindisi folgte unausweichlich der Check-in im Hotel Ristorante L'Angolo di Верре in der Via Giacomo Zanella 24 in 73010 Torre Indicazioni Lapillo und einem kleinen Spaziergang zum Meer zum mentalen Ankommen, ging es zum exklusiven Abendessen im stylischen RISTORANTE AQUA (Le Dune) in der Via Strada dei Bacini 89 in 73100 Porto Cesareo, Lecce und Kennenlernen der weiteren medialen Vertreter aus Italien, Frankreich und Deutschland.Tag 2
Früh am Morgen besuchten wir die O.P. Società Agricola Cooperativa San Rocco in der Via Ancona, SNC in 73045 Leverano LE, Italien. Diese Agrargenossenschaft vermarktet neben den üblichen regionalen Gemüsesorten die apulischen Gurkenmelonen Carosello und Barattiere. Sie eignen sich zum Rohverzehr und versorgen den Körper kalorienarm mit Flüssigkeit und Elektrolyten. Zum Mittag kehrten wir im Restaurant Agriturismo Casa Porcara Antonio Costallino in 73010 VEGLIE (LE) ein. Das Restaurant befindet sich in den restaurierten Stallungen und Scheunen eines ursprünglichen mittelalterlichen Bauernhauses und serviert Speisen aus dem Salento, hergestellt zumeist mit Bio-Produkten, sowie erlesenen Weine aus der Region. Solch eine Masseria ist eine Mischung aus Bauernhaus, Sommerresidenz und Festung - ein steinernes, historisches Monument inmitten der roten Erde Apuliens, inzwischen vielfach um- oder ausgebaut mit mietbaren Zimmern. Zu essen gab es die üblichen Verdächtigen wie Pittule, Fave e cicoria, fantastische Bruschetta mit scharfer Kürbiscreme und Speck, gebackenen Kartoffel-Zwiebelkuchen, Orecchiette und natürlich Pasticciotto. Wir besichtigten anschließend Santa Maria di Veglie o della Favana und nahmen anschließend teil an der Pressekonferenz im Centro informativo di Terra d'Arneo PRO LOCO zum Thema Tourismus im Salento. Interessant ist dabei ist, dass die Zuschüsse nicht dem Staat alleine angelastet werden, sondern auch Förderung aus privaten Quellen fließt. Hierzu sollte man wissen, dass seit ca. 10 Jahren ein aggressives Bakterium, Xylella fastidiosa, massenhaft Olivenhaine in der Region Apulien absterben lässt. Olivenöl ist eine der Haupteinnahmequellen. Der Schaden durch das Bakterium erreicht bereits Milliardenhöhe. Einkehrschwung in die Tenuta Vèrola in der Villa Convento in 73041 CARMIANO (LE) – ITALIA. Auf der Probierliste standen allerfeinste Brände und natürlich wunderbare Grappavariationen. Die Carrubeversion (mit Johannisbrot) war eine höchst positive Überraschung. Wir beschlossen den Abend in der Weinkellerei Apollonio Casa Vinicola in der Via S. Pietro in Lama, 7, 73047 Monteroni di Lecce LE, Italien. Zu den Apulischen Weinen, wie Primitivo, Negroamaro, Nero di Troia, Salice Salentino, Moscato di Trani oder Castel del Monte ist nur eines zu sagen: Sie alle sind auf ihre Art sehr gut und kräftig, da von der Sonne verwöhnt - egal ob Rot, Weiß oder Rosé. Zum Schmunzeln:Was kommt aus einer defekten Kaffeemaschine?
Ein Kaputtchino!
Tag 3
Nach einem Ausflug zum malerischen Hafen von Porto Cesario und dem üppigen Fischmarkt ging es zu einigen Vertretern der Torri costiere furono. Die Küstentürme wurden auf Initiative des Königreichs Neapel gebaut, das zu dieser Zeit den Salento beherrschte. Die apulische Küste war häufig das Ziel von Piratenüberfällen und diese Türme dienten dem Schutz der Städte und Dörfer entlang der Küste. Einer der absoluten Höhepunkte für mich war das Mittagessen bei Martino – Monteroni Melograni Company in Lecce. In mitten der Granatapfelplantagen gab es eine sensationelle Marende in Form überdimensionaler Charcuterieboards mit regionalen Produkten wie Gin, Bier, Essig, Honig, Marmelade, Wurst, Schinken, Käse und Brotvarationen aus und mit Granatäpfeln. Zeit für etwas Kultur: Beim Besuch im MUSEO ARCHEOLOGICO DEL TERRITORIO UGO GRANAFEI in der Via Castello, 10 in 72023 Mesagne BR, Italien konnten wir in den wunderschönen Sälen des Schlosses von Mesagne Meisterwerke von Leonardo da Vinci, Giotto, Michelangelo, Canova und De Nittis und anderen renommierten Namen des italienischen Malerei-Firmaments bewundern. Abends ging es in die Cantina Petrelli in der Via Villa Convento, 33 in 73041 Carmiano LE, Italien. Die Cantina Petrelli ist ein Projekt, ja sogar eine Leidenschaft, die ihre Wurzeln in der Tradition hat. Es ist ihr Ziel, nur Weine von höchster Qualität zu produzieren.Tag 4
Die Via Appia ist eine der ältesten und strategisch wichtigsten römischen Straßen der antiken Republik. Sie verband Rom mit Brindisi. Baubeginn war 312 v. Chr. Ein Teil der freigelegten frühzeitlichen Straße im Salento liegt ca. fünf Kilometer von Mesagne entfernt. Im Sommer 2024 wurde von der UNESCO der spezielle Wert der Via Appia Regina viarum manifestiert und ist damit Teil von 60 italienischen Objekten, die als Welterbe von der UNESCO anerkannt wurde.
Des Weiteren waren wir zu Besuch auf dem Weingut Tenute Bellamarina in Torre S. Susanna in 72028 Torre S. Susanna (BR). Anschließend genossen wir feinste apulische Küche vom Chefkoch Giuseppe Caliolo in der Masseria Bellamarina in 72028 Torre Santa Susanna BR, Italien - Genuss für den Gaumen, die Seele und den Geist. Im Rahmen des 67MO EDUCATIONAL PER GIORNALISTI ITALIANI E STRANIERI CON FESTIVAL DEL GIORNALISMO TURISTICO zur Förderung und Aufwertung des Territoriums und seiner produktiven Aktivitäten gab es eine Rundtour zu diversen Pasticcerien, die sich der traditionell-händischen Herstellung von Pasticciotto widmen. Ein Pasticciotto ist eine Art gefülltes italienisches Gebäck, welches aus Mürbeteig besteht und mit einer Eiercreme gefüllt wird. Pasticciotti sind etwa 2,5 cm dick.Tag 5
Einen Vormittag am Meer mit großem Mittagsbuffet zahlreicher lokaler Spezialitäten genossen wir im Lido La Pineta in der Via Torre Lapillo in 73010 Torre Lapillo LE, Italien. Anlässlich des 67mo Educational per giornalisti nel Salento & Primo Festival del Giornalismo Turistico durfte ich mich bei der Abschlusskonferenz über das Reiseland Salento aus deutscher Sicht äußern. Ich stellte mir also die in Deutschland verbreiteten W-FRAGEN: Wer, wie, wo, was, wieso, weshalb, warum? In acht Minuten habe ich die Fragen beantworten können (zum Video). Den Abend beschlossen wir bei BIRRA SALENTO in der Via Ancona, 2 in 73045 - Leverano (LE). Unter der warmen ionischen Sonne wurde Birra Salento 2008 von der Familie Zecca gegründet, nachdem Ferdinando Zecca das Brauereihandwerk in Freiburg in der Schweiz erlernt hat. Die Ursprünge des Salento hervorheben, indem man die Grenzen und üblichen Muster überwindet und Tradition und Innovation in Einklang bringt: Das ist ihr Ziel.Mein Résumé
Wer entschleunigt urlauben (Slowtourismus) will ist im Salento bestens aufgehoben. Sehr sanft abfallende Strände sind für Alt und Jung zum Baden bestens geeignet. Ruhe und ursprüngliches Logieren ermöglichen die zahlreichen Masserien. Auf eigens angelegten Radwegen lässt sich die malerische Küste erkunden. Kultur und Historie begleitet einen auf Schritt und Tritt. Die einfache Landküche (Cucina povera) ist schmackhaft, eher fleischarm und bekömmlich. Ich empfehle die Gegend temperaturbedingt in den Nebensaisons (Frühling und Herbst) zu besuchen. Man möge mir verzeihen, wenn ich etwas vergessen habe zu erwähnen. Mein Dank geht an Carmen Mancarella, als kompetente Initiatorin und Tourguidin, Fabio Minetti für die treffsichere Übersetzung und allen Sponsoren für diese unvergessenen Erlebnisse.
Vielleicht noch eine redaktionelle Anmerkung meinerseits: Auf die Frage von Freunden und Bekannten aus meiner Generation warum ich mir diese Anstrengungen in meinem Alter von bald 75 Jahren zumute, antworte ich immer und aus vollem Herzen: Weil ich es kann! Weil ich diese zahlreichen Inputs aufsauge wie ein Schwamm und mich noch mehr erfreue die unterschiedlichsten Menschen kennen zu lernen, denen ich sonst nie begegnet wäre.Die Vorschau
Im nächsten Blogpost habe ich mal wieder Zeit in meiner Küche unter dem Dach in Berlin um etwas Köstliches zuzubereiten. Ich backe euch eine Apfeltarte im Galette Style in der Heißluftfritteuse, Eva und der Apfel eine never-ending-story. Seid gespannt - bis dahin und SO LONG …